Mittwoch, 19. August 2015

Fremde Heimat - Vom Kulturschock im eigenen Land

Die letzte Woche in Mosambik war voller Abschiede: hier mit Carlos und Izaura
Nach fast einem Tag auf Reisen und zweimal Umsteigen in JoBurg und Qatar bilde ich mir ein schon etwas besser auf die Rückkehr vorbereitet zu sein, verbrachte ich doch einen Tag in der seltsam klinischen Welt der Flughäfen und Flugzeuge. Überall wieder die Konsumverlockungen, keine Kapulanas...all die glitzernden Produkte lassen mich kalt.
Dann ist es so weit und nach einem Jahr betrete ich wieder deutschen Boden. Ich bin wieder im eigenen Land. In einem Land, in dem ich ganz durchschnittlich bin, deutsch, eben einheimisch.
Freude macht sich nun doch noch breit Familie und Freunde wiederzusehen. Und dann schlägt mir afrikanische Hitze mitten in Deutschland entgegen, als ob nicht schon alles surreal genug wäre. Eine Autobahn mit fein säuberlich getrennten Spuren auf denen sich teure Autos aneinander reihen. Wir fahren an Kiefern und Birken vorbei, deutscher Wald. Und plötzlich stehe ich vor meinem zu Hause, betrete nach einem Jahr mein Zimmer und denke: wie abgedreht ist das nur?
Wie ein Spielzeugland, wie eine reine Projektion kam mir anfangs alles vor. Eine bestens vertraute Welt und ich der Fremdkörper. Kann man seiner Heimat fremd werden? Zum Glück legte sich dieser Kulturschock nach ein paar Tagen und ich fröhne wieder den üblichen Gewohnheiten. Aber es ist schon faszinierend, dass die Ankunft in Mosambik mich viel weniger kulturgeschockt hat, als die Rückkehr.
Ein Jahr Mosambik haben mich verändert, so sehr, das ich das volle Ausmaß wohl erst mit der Zeit bemerken werde. Mein Blick auf die deutsche Kultur hat sich verändert. Ich schätze Dinge wie warmes Wasser und einen Kühlschrank mehr, und doch nimmt man viel zu schnell und viel zu gewohnt wieder alles als gegeben hin. Das ist ja irgendwie normal und doch werde ich nicht vergessen, wie es eben auch anders ging.
Plötzlich kommt es auch wieder auf minutengenaue Pünktlichkeit an, dafür gehts in den Verkehrsmitteln wesentlich ernster zu. Kein lautes Changana Geplapper mehr, keine Straßenverkäufer, keine hupenden Chapas, kein chaotisches Maputo...hach, ja. Die guten alten Zeiten!
Wie es jetzt weiter geht? Im Oktober fängt schon wieder ein ganz neues Leben an: Berlin. Dort werde ich Kulturwissenschaft und Geographie studieren. So krass wie Mosambik wird die Veränderung nicht, aber doch wird sich Einiges ändern. Gerade bin ich noch auf Wohnungssuche (jedes Angebot und Hilfe ist Willkommen!).
Zum Abschluss nochmal einen großen Dank an alle Unterstützer, Freunde, Familie und Blogleser! Danke, dass ihr mich ein Jahr begleitet habt und ich hoffe es war nicht nur für mich eine lohnenswerte Erfahrung, sondern auch Ihr habt etwas Neues kennengelernt und kritisch über Dinge nachgedacht.

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