In einem vorherigen Post (--->Vertrauen in Fremde) habe
ich schon einmal über Vertrauen geschrieben, Vertrauen in Fremde. Generell bin
ich der Meinung, man sollte offen sein und bereit sein theoretisch jedem zu
vertrauen. Leider darf man aber nicht allen Menschen vertrauen, ein Funke
Misstrauen muss bei jeder Begegnung am Anfang dabei sein. Je nachdem, kann man
diesen dann schnell auslöschen und dem Menschen entspannt vertrauen. Eigentlich
beruht das nur auf Intuition, und ob ich jemandem vertraue oder nicht
entscheidet sich sekundenschnell.
Immer wieder passiert es hier,
das wir gewarnt werden. Klar, wir sind Fremde hier, leichte Opfer und
sicherlich vertraue ich nicht jemandem, der nach zwei Minuten Gespräch meine
Telefonnummer will und behauptete er liebe mich. Auch in unser Haus darf
niemand rein, den wir nicht wirklich kennen. Lustig aber die Argumentation dazu
von unserer Nachbarin; genau die Menschen, die Freunde, die man in sein
Inneres, das Private, das Haus hineinlässt, kennen es demzufolge, dessen
Schwächen und Schätze, und die werden es auch sein, die einen berauben. Okayyyy…Das
sind laut meiner Definition definitiv keine Freunde. Wenn man nichtmal mehr
Freunden vertrauen kann, dann ist etwas gewaltig falsch in dieser Welt bzw: hat
man die falschen Freunde!
Freundschaften hier zu schließen
ist immer auch mit dieser Vertrauens-Misstrauens-Thematik verbunden. Es ist
unübersichtich das wir nicht von hier sind und viele wollen allein deswegen mit
uns „befreundet“ sein. Das merkt man an sich schon recht schnell…doch was ist
wenn jemand wirklich nett wirkt? Ich will vertrauen! Doch man muss zugleich
auch noch misstrauen, weiß man doch nicht, ob die Person ehrlich ist, welche
Gründe sie hat oder ob sie einfach nur ziemlich clever schauspielert. Das ist
unglaublich anstrengend finde ich, immer wieder dieses Zweifeln, die
Unsicherheit.
Heute früh erst ereignete sich
eine Situation: Ein Mädchen, vielleicht so 12 Jahre, abgewetzte Sachen und
Dreck auf ihrer Haut, kam zu uns. Mit traurigem Gesicht fragte sie, ob sie hier
wohnen könne. Dann meinte sie noch, ihre Tante habe sie mit einer Flasche
geschlagen, worauf sie eine Wunde am Fuß zeigte. Sie weinte. Ich glaubte ihr.
Erklärte aber auch, sie könne hier nicht wohnen und wir können nicht helfen,
also schickte ich sie zu unseren Nachbarn. Da ich mir aber doch nicht so sicher
war, was an dieser Geschichte wahr ist, ließ ich sie allein hingehen. Kurz
darauf kam sie zurück. Die Nachbarn hätten sie wieder zu uns geschickt. Aha.
Möglich, aber nach so kurzer Zeit. Vorallem: hätten sie ihr geglaubt, hätten
sie ihr geholfen und sie nicht zurückgeschickt. Hätten sie ihr nicht geglaubt, hätten sie sie definitiv nicht zu uns
geschickt und uns hoffentlich gewarnt. Logisch betrachtet (ich liebe Logik!)
ist hier also Misstrauen angebracht. Es ist ja auch komisch, wenn sie ein Stück
entfernt wohnt, das sie genau zu uns, den Neuen, kommt und nicht einfach andere
Nachbarn anspricht. Die könnten ihr viel eher helfen. Anscheinend also alles
nur fake? Auf der anderen Seite, vielleicht war es doch ernst, und jetzt fühle
ich mich schon fast schuldig, sie einfach so weggeschickt zu haben. Sie nicht
trösten zu können.
Vertrauen und Misstrauen liegen
nah beieinander. Ein schmaler Grad den richtigen Weg zu wählen, zwischen
falscher Unfreundlichkeit und unangebrachter Freundlichkeit. Kulturen
kennenlernen und verstehen, heißt feste Denkmuster zu hinterfragen und Neue
auszutesten. Schwierig ist es zu entscheiden was richtig, was falsch. Ist es
nur meine Kultur, ein Danke zu erwarten und eigentlich gar nicht so unhöflich?
Ist es nicht normal, das Verkäufer und Kellner dem Kunden gegenüber
zuvorkommend sind, und einen nicht wie eine Last wirken lassen? Fragen über
Fragen…Alles ist ein Abenteuer.
Fazit: Misstrauen ist gut; doch ich sage es nochmal: Lieber 10 Leuten vertrauen, und einer enttäuscht dich, als NIEMANDEM zu Vertrauen und das ganze Leben pessimistisch zu sehen.