Samstag, 27. Dezember 2014

(K)ein Weihnachten


Es ist heiß. Sehr heiß, vielleicht 35 Grad im Schatten und der Sand glüht in der Mittagshitze. Der Himmel ist strahlend blau und es schein ein ganz normaler Tag in Mosambik zu sein. Doch der Blick auf den Kalender bestätigt; es ist tatsächlich Weihnachten!
Weihnachten bedeutet für mich Besinnlichkeit, Kälte (am besten Schnee), Weihnachtsschmuck, ein Tannenbaum, Lieder, Geschenke, Zusammensein in der Familie und ein Festmahl. Bis auf die letzten drei Dinge zählt nichts davon zum Weihnachtsbrauch hier in Mosambik, so wie ich es erlebt habe. Es ist, als ob man Weihnachten in den August verlegt und kurzerhand zur Sommerparty macht. Einfach komisch wenn man jahrelang Weihnachten ganz anders gefeiert hat.
Für mich ist das gefühlsmäßig kein Weihnachten gewesen. Naja, auf jeden Fall interessant das Fest hier mitzubekommen. Oder sollte ich lieber Party sagen? Denn schon am 24. Dezember abends als wir aus der Stadt wiederkamen war der Markt von Chicumbane („botequins“ genannt) überfüllt von Leuten, die schon einiges getrunken hatten. Es schien, als ob einfach alle unterwegs waren, um Party zu machen…auch am 25. in der Nacht als wir noch zum Strand fuhren waren da so viele Leute wie ich noch nicht mal am Tag da gesehen habe! Partymusik und Strand=Weihnachten? Der Sternenhimmel war auf jeden Fall atemberaubend samt Milchstraße und fallender Sternschnuppen.
Am Morgen des 25. gingen wir in die Kirche, wo Lieder auf Changana gesungen wurden, darunter auch „Stille Nacht, heilige Nacht“ :D . So wirklich anders kam mir der Gottesdienst aber nicht vor im Vergleich zu „normalen“ Tagen und auch die Gemeinde machte nicht den Eindruck, als ob heute ein besonderer Anlass wäre. Vielleicht trügt der Eindruck, oder vielleicht gibt es auch noch irgendeinen Grund, das Weihnachten hier nicht so sehr gefeiert wird? Aber eigentlich seltsam, sind doch hier fast alle gläubig und man müsste meinen das wäre dann das ultimative Fest.
Nach dem Gottesdienst ist man dann in der Familie zusammen und es gibt reichlich Essen. Geschenke sind anscheinend auch relativ untypisch. Eigentlich habe ich es überhaupt nicht mitbekommen, dass Leute sich etwas geschenkt haben und wenn sind es nur kleine Sachen. Da es auch keine wirkliche Weihnachtsdeko geschweige denn Weihnachtsbäume gibt, hätte ich wahrscheinlich gar nicht mitbekommen das Weihnachten war, wäre nicht der 24./25. Dezember gewesen.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Feliz Natal_Weihnachten mal anders

Heute ist Heiligabend, und was macht man da? Klar, an den Strand gehen und erstmal ein Bad nehmen! Das ist auch dringend notwendig bei ueber 36 Grad Aussentemperatur...So richtige Weihnachtsstimmung kommt auch nicht dadurch auf, als wir schwitzend "Stille Nacht, Heilige Nacht" und "Last Christmas" singen.zus
Der 24. Dezember wird hier sowieso weniger gefeiert, der richtige Weihnachtstag ist erst morgen am 25. Dezember, wo man in die Kirche geht und mit der Familie zusammenkommt. Wie genau das alles ablaeuft werden wir morgen sehen. Auf jeden Fall werden wir in einer mosambikanischen Familie feiern...
Heute sind wir dann nach dem Strand zu einer befreundeten Familie gefahren, wo wir erstmal im Schatten gefaulenzt haben und dann spaeter kochten wir. Dauert hier wie gewoehnlich Stunden und so haben wir bis jetzt immer noch nicht gegessen. Und wir haben Plaetzchen gebacken! Zwar ganz Einfache, aber immerhin Plaetzchen. Das funktioniert sogar in einem Topf der auf einem Kohleherd steht und auf den oben drauf nochmals Kohlen gepackt werden.
Also Euch allen erstmal Frohe Weihnachten. Feiert schoen!!!





Dienstag, 16. Dezember 2014

Regenzeit

Ich liege im Bett und ich will am liebsten den ganzen Tag liegen bleiben. Ein stetiges Strömen und Rauschen lässt mich weiter schlummern. Es regnet. Nicht nur leise tröpfelnd sondern in langen Fäden plätschernd fallen die Tropfen zu Boden. Der Mangobaum und der Mais vor unserem Fenster wirken heute noch strahlend grüner als sonst. Die Felder werden vom Regen durchdrungen und auf den sonst sandig-staubigen Wegen bilden sich große Pfützen. Fast  scheint es so, als ob einige der Wege sogar zu kleinen Bächen mutieren. Bis auf die Frösche ist heute kaum einer unterwegs, und wenn ist man mit Regenschirm geschützt oder bedeckt von einer Kapulana.
Auch wir die „mulungos“ wagen uns nach draußen. Mit unseren Regenjacken, Kapuzen auf dem Kopf und Flip Flops geben wir ein lustiges Bild ab, wie wir durch den Regen waten. Schon nach einer Minute sind wir regenüberströmt, aber das macht Nichts! Hitze und Sonne gibt es sonst schon genug.
Der Himmel ist grau getüncht und kein Fleckchen lässt auf baldige Besserung hoffen. Doch das Grau und der Regen sind irgendwie bezaubernd. Diese Regenatmosphäre lässt die Seele rein werden und ist unglaublich beruhigend. Die Natur scheint nur so die Feuchtigkeit aufzusaugen und jauchzend aufzuatmen. Wow, Regen kann echt schön sein…

Ja, ich bin glücklich. Heute ist ein besonderer Tag. Denn jetzt beginnt die Regenzeit wirklich…

Sonntag, 14. Dezember 2014

Reblog: Vom Genuss und leichtem Leben

Ich wohne und arbeite hier mit Monja meiner Projektpartnerin zusammen. Sie führt auch einen Blog und postet zum Teil über Dinge die hier nicht auftauchen bzw. anders geschildert werden. Wenn ihr Lust habt schaut doch mal vorbei: 
Monjas Blog

Vor allem der letze Artikel ist super:

Eine neue Studie zeigt: Die Deutschen können nicht genießen. Vor allem junge Menschen können sich aus ihrer zwanghaften Mäßigung kaum mehr befreien. Wir sollten öfter über die Stränge schlagen.Im übertragenen Sinne jedenfalls liegt bis heute eine berückende Wahrheit darin. Denn das Leben zu leben, es zu genießen mit all seinen kleinen Glücksmomenten, das scheint ausgerechnet in unserer Wohlstandsgesellschaft immer schwieriger zu werden.“Wir mäßigen uns maßlos“. Das ist das Merkmal unserer Epoche, ihr Krankheitssymptom. Statt zu fragen, wofür wie leben, fragen wir uns nur noch, wie wir möglichst lange leben.” Der Rausch, der Exzess, die rituelle Ausschreitung blieben bei diesem ökonomistischen Ansatz auf der Strecke – und oft genug sogar der Sinn für die kleinen Freuden: mit Freunden ein Bier trinken, in einem zärtlichen Moment die Aussicht genießen, beim Kaffee eine Zigarette rauchen, Ballspielen an einem Sommerabend.Zu einem ähnlichen Befund kommt die Studie “Die Unfähigkeit zu genießen – die Deutschen und der Genuss” des Instituts Rheingold Salon. Im Auftrag von Diageo und Pernod Ricard untersuchten die Kölner in einer repräsentativen Umfrage und 60 tiefenpsychologischen Gesprächen, wie es um die Genussfähigkeit der Deutschen bestellt ist.Der erschütternde Befund: Das Wohlstandsland Deutschland ist auf dem besten Wege,das Genießen zu verlernen. Zwar macht der Genuss für 91 Prozent der Menschen das Leben erst lebenswert. Aber ganze 46 Prozent haben den Eindruck, dass es ihnen im stressigen Alltag immer seltener gelingt, wirklich etwas zu genießen – bei den Jüngeren sogar 55 Prozent. Als Grund werden vor allem berufliche, aber auch familiäre Belastungen angegeben.Gesellt sich zu diesem “Genuss-Druck” dann auch noch “Genuss-Neid”, weil alle anderen vermeintlich auf dem Sonnendeck sitzen und Eis schlecken, während man selbst im Maschinenraum schwitzt, ist der Teufelskreis perfekt: Genuss wird zu etwas Zwanghaftem – und verliert schon deshalb an Wert.Ohnehin haben die Deutschen eine eher preußische Haltung bei der Frage, wann sie sich etwas Schönes gönnen. Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen: Diese alte Weisheit hat nicht nur bei den Älteren, sondern auch bei den Jüngeren uneingeschränkte Gültigkeit.Für 81 Prozent der Menschen verlangt Genuss nach einer Legitimation durch zuvor erbrachte Leistungen, nur ein Prozent der Befragten hatte nicht das Gefühl, sich Genuss “verdienen” zu müssen. Zudem verhalten sich die meisten Deutschen selbst in Genussmomenten noch kontrolliert. Am ehesten gönnen sie sich noch einen Moment bewusster Entspannung wie einen Saunabesuch oder einen Gang ins Restaurant – ein geplanter, rationaler Genuss.Denn eine der wichtigsten Voraussetzungen für wahren Genuss ist Hingabe und Loslassen-Können – eine Fähigkeit, die den Deutschen immer mehr abhandenkommt. 51 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen schwer fällt, einmal ganz loszulassen – auffällig mehr Jüngere als Ältere.“Wir dürfen niemals vergessen: Unsere vornehmste Aufgabe ist es zu leben.”Michel de Montaigne (1533–92)Das Ganze ist aus einem Artikel der Welt und hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Ich versuche hier auf jeden Fall im Moment zu leben und meine Zeit hier in Mosambik zu genießen. Trotzdem frag ich mich manchmal ob ich das „verdient habe“, ob ich nicht mehr arbeiten sollte, …Das steckt wohl echt in meiner Kultur drin und ich merke wie ich manchmal ein schlechtes Gewissen bekomme.Aber wieso soll es schlecht sein das Leben einfach zu leben? Wer hat das Recht über Sinn und Sinnlosigkeit zu urteilen?

Freitag, 12. Dezember 2014

Bilder aus Mosambik...



Umweltseminar zum Thema Kompost, im Vordergrund unser selbstangelegten Beete

Parque dos Namorados (Park der Verliebten) in Maputo

unsere "2. Familie", Maputo, ganz links Amelia, Tante, Monja, Onkel "Jope", Tante Maria, Verwandte, Tante, ich zu Amelias 30. Geburtstag
unerwünschter Besuch bei uns: eine fette Spinne!!!

tanzende Frauen mit Kapulanas, um genau zu sein curandeiros/traditionelle Heiler

Wer weiß wie das Tier heißt ? :D

Sonntag, 7. Dezember 2014

Eine schmutzige Angelegenheit


Eine unserer Hauptaufgaben zurzeit bei ACOSADE ist das planen und durchführen von Umweltseminaren, in denen wir z.B. über Klimawandel informieren oder praktische Anleitungen geben, wie man umweltbewusster leben kann. Letzte Woche fand ein Seminar zum Thema Kompost statt, da hier viele Leute selbst ihren Biomüll verbrennen. Der restliche Müll (angefangen von Plastik bis hin zu Metall und Glas, schlimmer noch Elektroschrott) wird entweder verbrannt oder bleibt in der Natur liegen. Ein Müllsystem existiert nicht wirklich und in Maputo ist die Müllabfuhr hoffnungslos überlastet.

Viele sogenannte Entwicklungsländer befinden sich in einer ähnlichen Situation. Eine Vielzahl von Produkten wird durch die Industrieländer ins Land geschwemmt. Das traurige Ende ist eine Umweltverschmutzung, die mehr als beunruhigend ist. Nachhaltig ändern können diese Situation nur politische Konzepte und ein Umdenken in allen Gesellschaftsbereichen. Selbst wenn man seinen Müll trennt, so nützt dies doch nichts, gibt es kein Trennsystem. So müssen auch wir leider unseren Müll (natürlich bis auf den Biomüll) verbrennen….

Doch wenn wir von „Rückständigkeit“ reden, sollte man bei den Hauptverursachern anfangen und zuerst das eigene Verhalten kritisch untersuchen. Wie sieht der Umgang mit Müll in den Industrieländern aus? Sind es nicht diese Länder, die den größten Schaden und die größte Verschmutzung anrichten?! Der Verbrauch ist um ein Vielfaches größer und damit auch die Verantwortung der Industrieländer. Das Mindeste ist ein funktionierendes Entsorgungssystem!

Vor diesem Hintergrund betrachtet erschein unsere Umweltbildung fast schon fragwürdig. Was gibt uns das Recht Umweltschutz zu „predigen“, bekommen wir es selbst (in den Industrieländern) nicht mal ordentlich hin. Doch nichtsdestotrotz denke ich, dass die Seminare sinnvoll und wichtig sind. Vielleicht sollte es in Deutschland auch mehr solcher Seminare geben!

Deutschland ist aber international vergleichsweise ein gutes Beispiel. Müll wird getrennt und entsorgt. Es gibt ein Pfandflaschensystem (gibt es in vielen europäischen Ländern nicht!) und mittlerweile auch für Dosen solch ein Rückgabesystem. Sieht eigentlich gut aus, oder? Schaut man jedoch tiefer in das System so fallen einige gravierende Lücken auf. Das fängt bei der richtigen Mülltrennung an. In unzähligen Haushalten wird noch nicht mal der Plastikmüll ordentlich getrennt und wichtige Rohstoffe gedankenlos verschwendet getreu dem Motto „So schlimm ist das ja nicht, wird eh verbrannt.“ Nicht trennen tut erst mal nicht weh, es fehlt das Bewusstsein! Außerdem ist die Wahrheit auch, dass selbst ein Großteil des getrennten Mülls verbrannt wird anstatt ihn wiederzuverwenden. Zur Folge hat das den unwiederbringlichen Rohstoffverlust und Umweltverschmutzung. Ursache ist wie so oft Geld: Noch ist Müllverbrennung billiger, als teure aber hocheffektive Wiederverwertungsanlagen zu nutzen. Die Klimaerwärmung wird im wahrsten Sinne des Wortes angefeuert…

Das „gute“ Beispiel Deutschland ist also gar nicht so perfekt, auch wenn man nicht vergessen darf, dass sich unzählige Menschen täglich im Wohle der Umwelt dafür einsetzen. Nicht alles ist schlecht, doch klar, es könnte besser sein. Uns muss eins bewusst werden: Wir alle tragen Verantwortung und das fängt schon bei der Entscheidung an ob wir den Müll trennen. Nur aus Faulheit riskieren wir den Verlust eines intakten Planeten! Eine teure und dumme Faulheit, ist es doch so einfach Müll zu trennen oder andere Verhaltensweisen im Sinne der Umwelt zu überdenken.

In der Hoffnung, dass dieser Artikel zum Nachdenken und mehr Bewusstsein anregt; jeder von uns ist verantwortlich und kann seinen Teil zum Klimaschutz beitragen! Mülltrennung ist nur ein Beispiel. 

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Alles nur Kopfsache



 
Man kommt schwer bepackt vom Einkaufen, in beiden Händen unzählige Tüten und dann klingelt das Handy. Puh, umständlich alles abstellen, um es dann nach dem Gespräch wieder aufzunehmen…Wie praktisch wäre  es da noch eine dritte Hand zu haben?! Oder wenn man ganz einfach die Sachen auf seinem Kopf transportieren könnte und so die Hände frei hätte. Ganz easy. So wie es die afrikanischen Frauen (manchmal auch Männer) machen…

Trotzdem ist es erstaunlich, wie Menschen überhaupt auf die Idee gekommen sind Sachen auf dem Kopf zu tragen, ist es doch viel naheliegender die Hände zu nutzen und zudem erfordert es jahrelange Übung. Vielleicht wollte man sich auch nur gegen die Sonne schützen und fing so an Sachen auf dem Kopf zu tragen. Praktisch ist es definitiv und vor allem schwere Lasten lassen sich unproblematischer als mit den Händen transportieren.

Dieses „afrikanische Klischee“ ist in jedem Fall wahr: viele Frauen transportieren hier ihr Gepäck auf dem Kopf. Angefangen von Einkaufstüten und Maissäcken, bis hin zu schweren Wasserkanistern  und großen Holzbündeln wird allesmögliche auf dem Kopf transportiert. Irgendwie haben es die Frauen raus die Sachen genau so zu positionieren, dass der Schwerpunkt auf dem Kopf liegt und nichts herunterfällt. Ich staune immer wieder über die Tragekünste und die Kraft, die es erfordert, teilweise 20 kg schwere Gegenstände nur mit der Kraft des Kopfes bzw. des Halses zu tragen.

Erstaunlicherweise ist der Energieaufwand bis zu einer Last von 20% des Körpergewichts nicht größer, als wenn die afrikanischen Frauen normal ohne extra Last laufen würden (so besagt es eine Studie darüber). Außerdem ist es auch einfacher Schweres zu transportieren. Das Balancieren fällt dann leichter. Wenn man zum Beispiel versucht einen dünnen Spieß auf den Fingern zu balancieren fällt das auch wesentlich schwerer als einen schwereren Stock im Gleichgewicht zu halten.

Gut für die Körperhaltung ist die Tragweise definitiv und so schädlich kann es nicht sein, gibt es doch hier weniger Rückenbeschwerden als in Europa (was nicht zuletzt durch das viele Sitzen in Büros, etc. verursacht wird).

Mein Ziel war es diese ziemlich coole Technik zu lernen. Doch schon vermeintlich perfekte Balanceobjekte fallen beim ersten Schritt herunter. Einmal habe ich probiert eine große Wasserflasche zu balancieren und schon allein wo ich stand gelang es mir nicht sie mehrere Sekunden auf dem Kopf zu halten. Die Freundin mit der ich übte lachte nur, nahm die Wasserflasche und lief in Absatzschuhen im Sand mit der Flasche auf dem Kopf total locker durch die Gegend und tanzte sogar ohne die Flasche zu verlieren.

Mittlerweile bin ich dabei aufzugeben. Anscheinend braucht man jahrelange Übung oder muss als Kind damit anfangen Sachen auf dem Kopf zu tragen. Und wirklich erklären kann es auch niemand, wie man die Balance hält. Es ist eine unterbewusste Aktion, die schon total in Fleisch und Blut übergegangen ist. Genauso als ob man jemandem, der noch nie Fahrrad gefahren ist, erklären will, wie man Fahrrad fährt ohne umzufallen. Man muss einfach die Balance halten und dafür üben, üben, üben. Die afrikanischen Kinder wachsen quasi damit auf und ahmen die Bewegungen der Älteren nach, was sehr wichtig für den Lernprozess ist.

Tja, für mich heißt es Zähne zusammenbeißen, weiter üben, um vielleicht eines Tages erhobenen Hauptes lässig Dinge auf dem Kopf zu transportieren und damit in Deutschland für Erstaunen zu sorgen :p.

Montag, 1. Dezember 2014

1. Dezember, Internationaler AIDS/HIV Tag

Erster Dezember bedeutet das erste Türchen im Adventskalender aufmachen und nur noch 23 Tage, dann ist Heiligabend. Doch der 1. Dezember ist auch der Internationale AIDS/HIV Tag.
Hier in Mosambik ist das Thema AIDS sehr präsent, denn fast 25 % der Bevölkerung sind HIV positiv. Nur Schritt für Schritt kann man mit Aufklärung in den Schulen, Projekten und Prävention die Krankheit langsam eindämmen. Erschwert wird das Ganze durch Scham sich zu „outen“ (wie es überall auf der Welt der Fall ist) bzw. erst einmal einen Test zu machen. Diesen kann man hier übrigens im Krankenhaus kostenlos machen, oder wie heute in einer mobilen Station, die daraufhin auch sehr rege genutzt wurde. Der Test ist ganz einfach und es benötigt nur einen Spritzer Blut. Um wirklich Sicherheit zu haben, muss man den Test aber nach drei Monaten wiederholen.
Schon seit Juli arbeitet ACOSADE mit N´weti zusammen und in diesem Zusammenhang erscheinen in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder drei „Activistas“ im Büro. Sie führen ein Projekt durch, in dem es darum geht die Bedingungen in Krankenhaus zu verbessern und Aufklärung zu leisten.
Deswegen nahmen wir dann heute auch am Internationalen AIDS Tag teil und trafen uns schon halb sieben mit den Activistas. Gegen um sieben traf dann eine Chapa ein voller Leute in weißen Aktionstshirts und passender Mützen. Wir bekamen T-Shirts und Mütze, quetschten uns in die Chapa, um zum Hospital zu fahren, wo wir noch mehr Leute einsammelten. Ein neuer Chaparekord: diesmal sogar fünf Leute auf einer Sitzreihe, also insgesamt über 25 Leute in einem Minibus, ca. von der Größe eines VW Bullis. Begleitet von zwei anderen Autos fuhren wir in einen nahegelegenen Ort, wo schon andere Gruppen (natürlich alle mit uniformen T-Shirts) versammelt waren und auf die Ankunft des Distrikt Chefs warteten. Er legte dann einen Blumenkranz nieder begleitet von der Nationalhymne.
Gemeinsam marschierte der ganze Trupp von über zweihundert Leuten dann zu einem anderen Versammlungsort. Der „Marsch“ fühlte sich tempomäßig eher wie ein Wettlauf an…Das bin ich schon gar nicht mehr gewöhnt, denn hier laufen die Meisten ja echt gemächlich.
Dann traten die unterschiedlichen Gruppen auf und sangen und tanzten. Wieder war es sehr beeindruckend wie begeistert und voller Energie alle Leute mitmachten, egal wie alt sie waren. Der „typisch afrikanische“ Gesang ist voller Mehrstimmigkeit und scheinbar spontan. So fing auf der Rückfahrt in der Chapa einfach eine Frau an eine Einleitungszeile zu singen und der Rest stimmte spontan ohne Absprache ein, und das noch synchron! Ich liebe es diese Lieder zu hören und man bekommt zum Teil richtig Gänsehaut. Und auf jeden Fall ein breites Grinsen im Gesicht 
Insgesamt ein super Tag, auch wenn mal wieder ein Großteil nur auf Changana war; sprich so viel verstanden haben wir nicht, doch zufällig trafen wir einen Madgerman (Mosambikaner der als Vertragsarbeiter in der DDR gearbeitet hat), den wir schon kannten und der uns ein wenig übersetzte.

Samstag, 22. November 2014

Neue Impressionen: Ein Ausflug aufs Land

links die Männer, rechts die Frauen

Der Großteil der Häuser einfache Hütten mit Strohdach, Ziegen und Hühner die durch die Gegend laufen, Frauen die Sachen auf dem Kopf tragen, um die Hüften geschlungen Capulanas (Stofftücher mit vielfältigen Mustern). Vom strahlend blauem Himmel prasselt die Sonne. Es ist Donnerstag, irgendwo in Afrika!
Was ist das für ein Bild, welches ich gezeichnet habe, von diesem Dorf, Ndonga, in dem ich diese Woche Donnerstag und Freitag wegen eines Projektes von ACOSADE war? Vielleicht das klassische Bild, welches man hat, wenn man sich ein afrikanisches Dorf vorstellt. Das „wirkliche Afrika“, wie aus dem Bilderbuch. Das ist natürlich Quatsch! Und was vor allem noch viel erstaunlicher ist: ich habe kein Bild gezeichnet, sondern der Leser selbst kreiert es mit den wenigen Infos die er bekommt in seinem Kopf. Hätte ich nur davon geschrieben, das es in diesem Dorf einen Billardtisch gibt und fast alle Leute ein, wenn nicht sogar zwei Handys besitzen, so wäre die Einschätzung anders ausgefallen. Die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen, aber daran zeigt sich wie schwierig es ist zu berichten und vor allem wie kritisch man sein muss, wenn man Nachrichten aufnimmt. Täglich akzeptieren wir Nachrichten von mehr oder minder seriösen Quellen. Und selbst wenn die Nachrichten keine Lügen sind, so zeigen sie oft doch nur einen bestimmten Teil der Wahrheit (der zudem noch durch unsere Erwartungen, das was wir hören wollen beeinflusst wird) und viel zu schnell bilden sich feste Meinungen und Klischees aus.
Afrika ist ohne Frage ziemlich klischeebelastet und als wir von Chokwe, wo wir übernachteten, über eine halbe Stunde durch eine relativ verlassene Landschaft fuhren nach Ndonga und da ankamen, so drängte sich auch mir der vielleicht verwerfliche Gedanke auf: „Wow, das ist nochmal etwas ganz anderes. Das ist das „richtige“ Afrika, wie man sich das vorstellt. Ein Dorf mit Hütten, irgendwo im Nirgendwo.“. Schnell merkte ich aber auch, wie das klischeehafte Bild an Halt verlor. Es gab auch hier Chapas, die fuhren, auch Handys, auch den Billardtisch und die Bar, eine Schule, etc.
Trotzdem war es nochmal eine andere Erfahrung als in Chicumbane: Diesen Ort würde ich wirklich als Dorf bezeichnen, allein wegen der Größe, im Vergleich zu Chicumbane, das doch echt groß ist und mir mittlerweile echt wie eine Stadt mit Sandstraßen und einstöckigen Häusern vorkommt. Dort in Ndonga sprachen auch viele Leute nur die einheimische Sprache Changana, sodass wir vom Seminar an sich leider nicht viel verstanden…Inhalt war u.a. , das die Teilnehmer sich mehr ihre Ressourcen, die sie im Dorf haben, ins Gedächtnis rufen sollen. In Gruppenarbeit wurden die Themen ausgearbeitet. Besonders war hier, dass Frauen und Männer getrennt in Gruppen arbeiteten. Warum? Anscheinend ist es hier doch noch der Fall gewesen, das die Frauen sich den Männern unterordnen bzw. Respekt entgegenbringen (müssen?) und die Arbeit in gemischten Gruppen nur zur Folge hätte, dass die Frauen ihre Meinungen zurückhielten. Insgesamt wurde dann angeregt diskutiert und Luis wertete die Ergebnisse aus. Unsere Arbeit hielt sich also in Grenzen und wir beobachteten mehr und versuchten das ein oder andere Changanawort zu verstehen.
in eine Schüssel passt mehr als in einen Teller, Essen!
An beiden Tagen wurde auch gekocht. Um 11 begann das Kochen und dauerte dann auch bis um 3 bzw. um 4! Wir wunderten uns nur mal wieder über diese langsame Kochkultur. Sicherlich wurde da für 25 Leute gekocht, doch es kochten auch 5 bis 6 Frauen und an sich konnten sie sehr schnell Tomaten schneiden, etc., doch irgendwie zog sich trotzdem der Kochprozess über Stunden hin. Ein Glück bin ich da schon resistent geworden und durch das Mithelfen verging die Zeit auch schneller.
Wahnsinn auf jeden Fall, was für Essensberge gekocht wurden. Bestimmt 25 kg Reis, dazu sicher nochmal 15 kg Xima und sehr viel Fleisch! Dementsprechend aß man dann auch viel, aus seinen zum Teil mitgebrachten Schüsseln und Töpfen. Ein wahres Festmahl! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber alles wurde leer!
Und auch hier kann man ganz leicht wieder ein falsches Bild bekommen: Entweder könnte man glauben, die Leute essen immer so überdimensional viel, oder sie stopfen sich voll, weil es sonst nichts zu essen gibt. Nichts davon ist anscheinend wahr. Zum besonderen Anlass aß man schon mehr als sonst, aber trotzdem stimmt die Tatsache, dass viele Leute hier in Mosambik/in Gaza/in meiner Umgebung ziemlich viel essen und wo es in Deutschland als ungeniert gilt einen überquellenden Teller zu haben, so stört das hier anscheinend niemanden.

In jedem Fall waren diese zwei Tage nochmal ein anderer Teil Mosambiks, den ich kennengelernt habe und doch hat sich mal wieder gezeigt: es ist eine Welt und alles nur Menschen, die im Grunde gar nicht so unterschiedlich sind. Auch hier klingelt das Handy während eines Seminars! 

Ps: Schaut doch mal auf den Blog meiner Projektpartnerin Monja! Sie schreibt über interessante Dinge, die ich zum Teil  (noch) gar nicht veröffentlicht habe :D 

Mittwoch, 19. November 2014

Ein Viertel Jahr ist schon um!

...und damit wird der erste Quartalsbericht fällig, in dem ich ein erstes Fazit über meine Arbeit, das Leben hier und die Ereignisse ziehe. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt hat kennt schon einige Inhalte, trotzdem sind im Bericht noch einmal neue Gedanken und Bilder enthalten: 

1. Quartalsbericht Ines

Wahnsinn auf jeden Fall wie schnell die Zeit rennt (ein Viertel ist weg!!! Und schon jetzt fragen alle nach Silvesterplänen :o ) und mittlerweile ist schon November! Am Wochenende war ich mit Monja in Maputo, wo wir wieder bei Amelia und ihrer Familie gewohnt haben, die uns wie ihre eigenen Kinder in ihre Familie aufnehmen und so sind wir beim ganz normalen Familienalltag dabei, der ziemlich entspannt ist und wo Kochen schon mal fast den ganzen Tag in Anspruch nehmen kann. 
Anlässlich Amelias 30. Geburtstag gab es dann auch eine große Party und wir kochten mit ihr zusammen. Es wurde auf Changana gesungen und die Stimmung war super. Viele neue Leute lernte ich kennen und das lange Wochenende (sehr lang: Freitag bis Dienstag) in Maputo ist wieder viel zu schnell verflogen. Hach, ich liebe diese Stadt und will doch schon gleich wieder hin, doch ich bin auch froh wieder in Chicumbane zu sein :D 

Ps: Das Internet läuft zur Zeit nicht so gut, daher kann ich nicht so regelmäßig bloggen....

Dienstag, 11. November 2014

Mosambik, Land der Traumstrände (Ein Wochenende in Bilene)




Letztes Wochenende fuhren Monja und ich nach Bilene, von dessem schönem Strand uns schon oft vorgeschwärmt wurde. Zu Recht! Feiner, fast weißer Sand, Palmen , die sich sanft im Wind wiegen und türkisfarbenes Wasser. Wenn man nicht wüsste, das Bilene in Mosambik liegt, könnte man fast meinen man befindet sich auf einer Südseeinsel. Ich hätte vor allem viel mehr Touristen und Leute am Strand erwartet, doch abgesehen von den Jetskis und Booten auf dem Wasser war es recht entspannt. Am Sonntag bekam ich dann zum ersten Mal richtige afrikanische Hitze zu spüren. Wie viel Grad genau es waren kann ich nicht sagen, doch der Sand am Strand war so heiß, das man kaum darauf laufen konnte. So lagen wir regungslos im Schatten am Strand oder ließen uns im Meer treiben. Das Wasser ist fast ganz ruhig und es gibt kaum Wellengang, da der Strand etwas abgetrennt vom Meer ist und in einer Bucht liegt. Außerdem ist das Wasser echt flach und man kann sehr weit reinlaufen. Bilene ist also definitiv empfehlenswert wenn man weiße Strände, flaches Wasser und entspannte Strandtage mag! (Nur mal so ein Tipp für eine Mosambikreise :D )

 




Donnerstag, 6. November 2014

Mosambik: Wahlergebnisse 2014 - FRELIMO gewinnt Wahlen erneut

Am 15. Oktober fanden in Mosambik Regierungswahlen statt und ein neuer Präsident sowie die Regierungspartei wurden gewählt. In einem vorherigen Post (Wahlkampf in Mosambik) hatte ich bereits über die Wahlen berichtet.
Aus Deutschland kennt man es, dass die Wahlergebnisse noch am selben Tag veröffentlicht werden. Nicht so in Mosambik. Die Auszählung wurde einerseits verzögert durch Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in Provinzen in der Mitte und im Norden des Landes (Wahllokale öffneten erst später, Vorwurf des Wahlbetrugs durch die FRELIMO-derzeitige Regierungspartei). Andererseits ist das Auszählungsverfahren anscheinend noch nicht so ausgereift wie in anderen Ländern. Dabei muss man bedenken, dass Wahlen in Mosambik erst seit 1994 existieren.

Die endgültigen Wahlergebnisse lauten:

Partei: 59,3% Frelimo, 32,4% Renamo und 8,29% MDM
Präsident: 57% Filipe Nyusi, 34,5% Afonso Dhlakama und 9% Daviz Simango.

Wie schon absehbar, gewinnt die bisher regierende Partei FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique – Mosambikanische Befreiungsfront) erneut. Doch der Sieg Nyusis ist nicht mehr so eindeutig wie der des vorherigen Präsidenten Guebuzas, welcher mit 75% die Wahlen gewann. Die Opposition hat deutlich an Stimmen gewonnen und die FRELIMO hat ihre 2/3 Mehrheit im Parlament verloren.
Damit verschiebt sich das Mächtegleichgewicht, Entscheidungen die gefällt werden können nun anders ausgehen.
Ob und wie sich etwas auf politischer Ebene in Mosambik ändert wird sich zeigen. Glaubt man den Wahlparolen der FRELIMO (die durchgehend seit 15 Jahren regiert), so wird sie für „mudanca“ und „desenvolvimento“ sorgen. Wandel und Entwicklung trotz Dauerregentschaft? Wir werden sehen…

Die Wahlen waren auf jeden Fall insoweit erfolgreich, das sie friedlich ohne große Vorkommnisse abliefen. 

Freitag, 31. Oktober 2014

ein lyrischer Post


Maputo


Unter Sand und Müllfetzen
versuchst du deine Makel
zu begraben.
Mit Lärm das Nichtstun und den Trott
zu übertönen.
Bröckelnde Fassaden an den Häusern,
voll Regen saugen sie sich
fleckig grau.
Schweiß der vielen Menschen in der Chapa,
du lässt Kinder allein; allein
auf staubigen Straßen um ihr
tägliches Leben ringen.

Maputo, was bist du für eine Stadt?

Voller Gegensätze, wo Glück und Unglück
so nahe beienanderliegen, wie ein
Sandkorn am Anderem.
Golden durchflutet die Sonne deine Straßen,
offenbart schonungslos, doch du
bist trotzdem wunderschön!
Eine warme Energie und Gelassenheit strömen
aus deinen Poren,
fließen über in tanzendes Gelächter in den Straßen.
Selbst wenn du weinst im Nebelgrau des Regens,
macht dein Angesicht noch süchtig.

Maputo, du bist eine Göttin!

Webst einen Bann um mich,
lässt mich nicht gehen.
Schlägst mich mit der flachen Hand, um
mich dann sanft in den Arm zu nehmen.
Welch Stadt! Voller
Möglichkeiten, voller
Abenteuer, voller
Plagen, voller
Untreue, voller
Träume, voller
                                                                   Opfer…


*inspiriert von Maputo, Ines W.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Mina ani vula-vuli xi changana! *

Mosambiks Amtssprache ist Portugiesisch, wobei über die Hälfte der Bevölkerung die Sprache sprechen kann. Neben der Amtssprache gibt es in Mosambik aber noch über 30 andere einheimische Sprachen aus der Familie der Bantusprachen (=dazu zählen über 500 Sprachen, die im mittleren und südlichen Afrika gesprochen werden. Eine der bekanntesten Bantusprachen ist Swahili). So sprechen viele hier zuerst eine einheimische Sprache und zusätzlich noch Portugiesisch.
Hier in Gaza wo ich wohne spricht man Changana/Shangaan (bzw. Tsonga). Auch in der Provinz Maputo sowie in Südafrika (dort sogar als ofizielle Amtssprache) und in Teilen Simbabwes wird die Sprache, die ursprünglich im Gazareich entstand, gesprochen. Insgesamt sprechen ca. 4 Millionen Menschen die Sprache der Volksgruppe Tsonga.
Am Anfang war es für mich oft schwierig zwischen Changana und Portugiesisch zu unterscheiden. Das lag einerseits an fehlenden Sprachkenntnissen, andererseits aber auch an der Tatsache, das im Alltag beide Sprachen vermischt werden. So werden z.B. portugiesische Zahlen verwendet, weil diese in Changana wohl sehr schwierig sind und viele Einheimische (vor allem) Jüngere selbst nicht mehr die Bezeichnung in Changana kennen. Man muss also zwischen dem "Ur-Changana" unterscheiden, und dem Changana, was hauptsächlich im Alltag gesprochen wird und portugiesische Einflüsse aufweist.
Mein Eindruck hier ist, das im Alltag auf jeden Fall 50%, oft sogar mehr Changana gesprochen werden. Man hört es auf dem Markt oder in der Chapa, auch im Radio  gibt es Lieder auf Changana. Dieser Eindruck bezieht sich aber auf meine direkte Umgebung, also hauptsächlich auf das Dorf Chicumbane, in dem ich wohne! In der Stadt wird auf jeden Fall mehr Portugiesisch gesprochen und auch in der Schule, bei öffentlichen Anlässen ist die Amtssprache präsent. In der Kirche gibt es hier z.B. zwei Gottesdienste: einen in Changana, einen in Portugiesisch. Die Lieder in Changana finde ich besonders schön (siehe das Video).
Trotzdem ich schon besser Portugiesisch spreche, verstehe ich hier also auch vieles nicht, weil es einfach noch eine andere Sprache gibt! Ich möchte auch unbedingt Changana lernen so weit das möglich ist, um z.B. mit unserer Nachbarin (einer über 80 Jährigen Frau, die vom Holzhacken bis zur Feldarbeit noch alles allein macht und kein Portugiesisch spricht) zu kommunizieren. Ein Lehrbuch zu finden ist jedoch ziemlich schwierig. Ein paar Floskeln habe ich aber schon drauf und es ist wirklich lustig die Leute mit diesen wenigen Kenntnissen zu überraschen. Die Reaktion: Erstaunen darüber das die "mulungo" (umgangssprachl. für "Weiße") etwas Changana spricht.
Die Aussprache ist etwas "tricky". Oft werden Zischlaute/Pfeiflaute verwendet, die während eines Wortes eingeschoben werden.
Hier ein paar Beispiele:

hoyo-hoyo - Willkommen 
lixile ("lischile")- Guten Morgen
inchikane- Guten Tag
lipelile- Guten Abend
kanimambo-Danke
Mina himina .... - Ich bin...
kaya-Haus
wena ("huena")-du
"stula"-Stuhl (es gibt auch Wörter die dem deutschen ähneln!)



*Ich spreche kein Changana-Mina ani vula vula xi changana

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Gedanken über den Freiwilligendienst + WIR sind ACOSADE!

Bisher habe ich hier recht wenig von meiner Arbeit geschrieben, was erstaunlich scheinen mag, erwartet man doch von einem Freiwilligendienst gerade, dass Arbeit (wie der Name schon sagt „der freiwillige Dienst“) im Vordergrund steht. Mir war natürlich schon vornherein klar, dass es 1. um viel mehr als Arbeit geht (Kulturverständnis, etc.) und 2. der Sinn der Arbeit/des Freiwilligendienstes nicht in dieser Tätigkeit allein zu finden ist.
Denn ganz ehrlich, klar bringe ich Kompetenzen mit, aber wirkliche Lebens-und Berufserfahrung als 19 Jährige Abiturientin? Eher nicht. Selbst wenn ich noch so lebens- und berufserfahren wäre, so könnte man selbst dann nicht von der „Wirksamkeit“ des Dienstes ausgehen. Meiner Meinung nach, liegt der Sinn dieses Jahres wirklich im interkulturellen Austausch, wie auch das „weltwärts“ Programm betont. Die klischeehafte Vorstellung, dass da gutherzige Hilfskräfte aus westlichen Ländern nach Afrika kommen, um den „armen“ Menschen hier zu helfen und das Land zu „entwickeln“ vermittelt einfach ein falsches Bild. Erstens vergisst man dabei, dass man als Freiwilliger genauso viel von den Menschen hier lernen kann und vor allem muss, um überhaupt irgendetwas Sinnvolles tun zu können. Zweitens bestätigt man mit der Ansicht schon wieder indirekt ein Machtgefälle, eine Überlegenheit Amerikas und Europas gegenüber den sogenannten Entwicklungsländern. Man kann kein Land „entwickeln“, es ist ein Prozess der von innen heraus geschieht. Vor allem nützt es nichts Ansichten anderer Kulturen (der westlichen Kultur) z.B. auf die afrikanischen Kulturen übertragen zu wollen. Außerdem: Wer misst denn welcher Entwicklungsstand gut oder schlecht ist? Sind es nicht nur alles subjektive Maßstäbe? Ist nicht auch das soziale Gefüge/das Zusammenleben in der Gemeinschaft ein Entwicklungsstand? Oder die „Glücksrate“?
source: http://www.michael-waibel.de/kus/e-pol/karikatur-tw.jpg
Deswegen bin ich auch sehr froh, dass ich hier in einer mosambikanischen Organisation arbeite. Sicherlich könnte meine Arbeit auch von einem Mosambikaner verrichtet werden, Sprachkurse geben usw. (was nicht heißt das ich jemandem den Arbeitsplatz wegnehme! Schließlich könnte jeder mitarbeiten und ich bekomme auch kein Gehalt von ACOSADE). Doch genau das ist der Punkt: die Arbeit ist (zumindest bei „weltwärts“, so definiere ich das für mich) nicht der springende Punkt dieses Freiwilligendienstes. Vielmehr geht es darum unterschiedliche Kulturen zu verknüpfen, sich auszutauschen, voneinander zu lernen, Klischees abzubauen und so vielleicht einen winzigen Beitrag zu einer toleranteren und besseren Welt beizutragen. „Weltwärts“ Kritik oder allgemein Freiwilligendienstkritik ist also durchaus berechtigt, doch dabei sollte man nicht zu pessimistisch denken und auch die vielen positiven Aspekte sehen.
Jetzt bin ich total vom eigentlichen Thema des Artikels wegen des Philosophierens abgekommen! „WIR sind ACOSADE“. Ja, das ist mir diese Woche erst mal so richtig bewusst geworden. Wir (also Monja und ich) sind nicht nur „Angestellte“ sondern tragen wirklich Verantwortung und bestimmen in welche Richtungen sich die Organisation weiterentwickeln kann. Unsere Ideen sind willkommen, wir haben bei der Arbeit fast alle erdenkliche Handlungsfreiheit. Nur fehlt uns zum Teil das Wissen bzw. die Autorität manche Dinge allein zu regeln, sei es nur eine Nachfrage an den Schuldirektor, ob wir an unser Büro etwas mit Farbe ranpinseln dürfen. So werden scheinbar banale Angelegenheiten zu Hürden, die erst nach Wochen überwunden werden können, da wir sie nicht alleine klären können und Luis, der Chef, andere Dinge zu erledigen hat und wegen eines Projekts ziemlich oft unterwegs ist. Nichtsdestotrotz: wir sind nicht machtlos, geben die Sprachkurse (machen immer mehr Spaß, jetzt wo man die Schüler schon etwas kennt), fangen mit dem Umweltprojekt an (vorbereitendes Treffen mit den Pastoren, mit denen wir Zwecks „publicity“ kooperieren, Anlegen von kleinen Beeten). Für ein Projekt u.a. zur  Verbesserung der Bedingungen im Krankenhaus in Chicumbane werden wir anscheinend ACOSADE vertreten, wir als Freiwillige haben Verantwortung und werden mithilfe einer anderen Organisation (N´weti) gemeinsam Schritte erarbeiten, um die Bedingungen im „hospital“ weiter zu verbessern.
Freiwillige/r sein heißt für mich also viel mehr als nur uneigennützig arbeiten! Eigeninitiative ist sehr wichtig und die Rolle als „Hilfskraft“ wird bei mir gerade verwischt-das fühlt sich echt gut an! Ich möchte wirklich ACOSADE „leben“, nicht nur dafür arbeiten.

Oder was ist mit euch? Arbeitet ihr „nur“ für eure Firma/Arbeitgeber oder steht ihr wirklich zu 100% hinter eurer Arbeit und deren Idee und kämpft für sie, als ob es Teil von euch selbst wäre???

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Update

#1: Mission DIRE erfolgreich. Nachdem die migracao in Xai-Xai uns aus dem Land werfen wollte bis zum 11.10., gelang es uns zum Glück doch noch in Maputo das Visum zu bekommen. In unserer Verzweiflung kamen wir schon auf verrückte Ideen, wie eine Scheinheirat, nur um hier zu bleiben….
#2: Die Arbeit geht voran. Wir haben Beete neben dem Büro angelegt, wo wir schon Bohnen und Mais anpflanzten, nachdem wir mit dem selbst gemachten Kompost gedüngt haben. Leider fehlt immer noch ein Wasseranschluss, sodass es Wasserschleppen heißt. Hoffentlich bald auch auf afrikanische Art auf dem Kopf :p

#3: Wahlen. Waren gestern, alles verlief recht ruhig. In den Schulen wurde gewählt und wir gingen auch mal bei der secundaria, der Schule hier gleich um die Ecke, vorbei und beobachteten ganz „unauffällig“. Viele Leute waren da, standen in Schlangen oder quatschten einfach nur nach der Wahl, immerhin war der Mittwoch ja durch die Wahl arbeitsfrei. An sich laufen die Wahlen wie bei uns ab, Unterschied ist, das man danach seinen Finger in Tinte taucht, damit man nicht nochmal wählen kann. Zudem: die Ergebnisse lassen auf sich warten. Vor nächster Woche wird man nicht erfahren wer gewinnt…

#4: Sprache=Portugiesisch, geht mittlerweile, aber ist definitiv noch ausbaufähig…vorallem der Akzent muss noch diminuiert werden. Englisch, spreche ich im Unterricht und mit manchen Leuten, die es können, hilft auf jeden Fall auch mein Englisch zu verbessern, was neben Deutsch hier fast meine 2. Muttersprache zu sein scheint (denken auch viele, bzw. nimmt man an es wäre Englisch), Changanga=basic, basic…ein paar Wörtchen wie „lixile“ (Guten Morgen) kann ich schon und versuche sie z.T. anzuwenden, doch um es richtig zu lernen muss ich mir erst ein Buch zum Lernen kaufen

#5: Essen=nach wie vor vieeeel (Monja stiftet mich immer wieder an :p), Bohnen, Xima, badgias, Maniok…typisch deutsche Sachen bzw. so besondere Sachen aus dem Kühlschrank essen wir wg des Preises bzw. der fehlenden Kühlmöglichkeit fast gar nicht. Auch Sachen wie Schokolade und Co vermisse ich nicht mehr sooo sehr…Obwohl; wenn ich bedenke was für Weihnachtsleckereien jetzt bei euch im Regal stehen werde ich schon etwas wehmütig…Aber hungern muss hier (gegen das Afrika-Klischee) niemand (soweit ich es bisher gesehen hab, im Gegenteil ist man eher sehr viel).

#6: Dachte ja; so anders ist die Kultur nicht und alles läuft ja auch soweit, doch mit der Zeit fallen doch schon die ein oder anderen Sachen auf. Gerade durch Missverständnisse. Zum Beispiel ist man hier weniger direkt und sagt nicht gleich der anderen Person die Wahrheit ins Gesicht, wenn sie z.B. was falsch gemacht hat. So erfuhren wir z.B. erst um drei Ecken davon, das wir uns in der migracao wohl zum Teil „zu offensiv“ verhalten haben…mit diesem Wissen, des Undirektseins, klären sich einige Sachen. 

Montag, 13. Oktober 2014

Kaum zu Glauben-harte Zeiten als Atheist

Diskussionen über Religion sind immer wieder sehr interessant, oft voller Emotion auf beiden Seiten und zum Teil auch erheiternd. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie es überhaupt als eine Religion (ich meine hier mit Religion das Christentum) bezeichnet werden kann, glaubt doch jeder etwas anderes, teilweise gegensätzliches und am Ende beten alle bzw. gehen in die Kirche. Für mich vorallem verwunderlich: Einerseits meinen viele Gott sei keine Person, sondern eher in allen Dingen, doch warum bitteschön braucht es dann einen Namen, warum betet man an eine Person und nicht einfach „für die Dinge“, wenn ihr versteht was ich meine. Für mich, als Atheist, scheint diese ganze Religionssache doch eher nur eine Art Selbstinkarnation zu sein. Wenn man fest genug an etwas glaubt, sich etwas lange genug einredet, dann wirkt es auch. Das ist Psychologie, keine Religion. Und das ist auch nur meine Sicht, also bitte fühlt euch als Gläubige nicht angegriffen.
Glück kann man auch ohne Glauben finden....
Apropo. Angegriffen. Meinem Eindruck nach sind in meiner Umgebung hier fast alle gläubig (nur ein Eindruck, und in anderen Teilen Mosambiks vielleicht ganz anders!) und die Kirche spielt eine sehr große Rolle. Ofiziell sind in Mosambik ca. 46 % der Menschen christlich. Der Islam, noch wenig stark, doch mit wachsender Tendenz (in Maputo fallen einem einige Moscheen ins Auge und täglich schallt der Ruf des Muezins). Zurück zum eigentlichen Punkt; angegriffen: Stellt man uns die „Gretchenfrage“ ist das für Monja kein Problem, doch ich als Ungläubige werde komisch angeguckt. „Was, du betest nicht?! Warum? Das ist doch wichtig!.“. Manche lachen sogar darüber, als würde ich erzähen ich glaube noch an den Weihnachtsman…Tja, Religion soll man akzeptieren, okay. Aber genauso bitte auch Atheismus. Der Glaube schwingt oft also alltäglich mit, angefangen zum Kirchenbesuch, bis zum Gebet für unsere sichere Heimreise nach Chicumbane oder meine Gesundheit, oder wie gestern als Luis anlässlich der Kirchenkleidung eine Feier bei sich hatte, zu der wir eingeladen waren und die erstaunlich wenig kirchlich geprägt war. Es wurde wie bei einer normalen Feier gelacht, getrunken, getanzt.
So kam es aufgrund dieser Religionsomnipräsenz, das ich schon wieder in einer Kirche war. Diesmal war es aber ein Konzert (natürlich auch religiöse Lieder). Der Besuch offenbarte auch mal wieder, wie stereotypisch man denkt: Kirche?  Ja klar, ein Gebäude, typische Form, mit Turm und oben drauf noch ein Kreuz, innen Bänke, Orgel, Altar. Nicht unbedingt! Letztendlich heißt es nur, das es ein Gebetsort ist. So entpuppte sich die Kirche in Maputo, als ehemalige Garage, in der eine Bühne, Dekoration und Plastikstühle aufgebaut waren. Dank großer Lautsprecher erschallte die Garage/Kirche dann auch ziemlich laut. Die Musik war gut, sehr gut! Mitreißend sang ein Mädchenchor. Doch nicht so „brav“ und klassisch, sondern mit voller Gospelinbrunst. Das Publikum sang mit, klatschte, tanzte. Immer wieder Rufe „Jesus“, „Yes“, „Oh God“. Passion. „Oh Raise me up!...“. Eine Frau springt auf (die kenne ich doch, es ist Amelia! :D), die Arme auseinander gestreckt, sie schreit voller Hingabe, weint…hinter mir ein Mann, er wirft sich auf den Boden. Oh Jesus! Der Gottesdienst und der Glaube hier werden hier auf jeden Fall locker und voller Emotion ausgelebt. Es geht definitiv „lustiger“ als in deutschen Kirchen zu. Aber auch hier gilt; jede Kirche ist anders.
Fazit: Manchmal nervt mich dieser omnipräsente Glaube und die Rechtfertigungen, die ich geben muss, doch ich muss zugeben: die Gottesdienste, von der Art her, sind ganz gut und allgemein ist es doch auch irgendwie interessant.