Samstag, 22. November 2014

Neue Impressionen: Ein Ausflug aufs Land

links die Männer, rechts die Frauen

Der Großteil der Häuser einfache Hütten mit Strohdach, Ziegen und Hühner die durch die Gegend laufen, Frauen die Sachen auf dem Kopf tragen, um die Hüften geschlungen Capulanas (Stofftücher mit vielfältigen Mustern). Vom strahlend blauem Himmel prasselt die Sonne. Es ist Donnerstag, irgendwo in Afrika!
Was ist das für ein Bild, welches ich gezeichnet habe, von diesem Dorf, Ndonga, in dem ich diese Woche Donnerstag und Freitag wegen eines Projektes von ACOSADE war? Vielleicht das klassische Bild, welches man hat, wenn man sich ein afrikanisches Dorf vorstellt. Das „wirkliche Afrika“, wie aus dem Bilderbuch. Das ist natürlich Quatsch! Und was vor allem noch viel erstaunlicher ist: ich habe kein Bild gezeichnet, sondern der Leser selbst kreiert es mit den wenigen Infos die er bekommt in seinem Kopf. Hätte ich nur davon geschrieben, das es in diesem Dorf einen Billardtisch gibt und fast alle Leute ein, wenn nicht sogar zwei Handys besitzen, so wäre die Einschätzung anders ausgefallen. Die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen, aber daran zeigt sich wie schwierig es ist zu berichten und vor allem wie kritisch man sein muss, wenn man Nachrichten aufnimmt. Täglich akzeptieren wir Nachrichten von mehr oder minder seriösen Quellen. Und selbst wenn die Nachrichten keine Lügen sind, so zeigen sie oft doch nur einen bestimmten Teil der Wahrheit (der zudem noch durch unsere Erwartungen, das was wir hören wollen beeinflusst wird) und viel zu schnell bilden sich feste Meinungen und Klischees aus.
Afrika ist ohne Frage ziemlich klischeebelastet und als wir von Chokwe, wo wir übernachteten, über eine halbe Stunde durch eine relativ verlassene Landschaft fuhren nach Ndonga und da ankamen, so drängte sich auch mir der vielleicht verwerfliche Gedanke auf: „Wow, das ist nochmal etwas ganz anderes. Das ist das „richtige“ Afrika, wie man sich das vorstellt. Ein Dorf mit Hütten, irgendwo im Nirgendwo.“. Schnell merkte ich aber auch, wie das klischeehafte Bild an Halt verlor. Es gab auch hier Chapas, die fuhren, auch Handys, auch den Billardtisch und die Bar, eine Schule, etc.
Trotzdem war es nochmal eine andere Erfahrung als in Chicumbane: Diesen Ort würde ich wirklich als Dorf bezeichnen, allein wegen der Größe, im Vergleich zu Chicumbane, das doch echt groß ist und mir mittlerweile echt wie eine Stadt mit Sandstraßen und einstöckigen Häusern vorkommt. Dort in Ndonga sprachen auch viele Leute nur die einheimische Sprache Changana, sodass wir vom Seminar an sich leider nicht viel verstanden…Inhalt war u.a. , das die Teilnehmer sich mehr ihre Ressourcen, die sie im Dorf haben, ins Gedächtnis rufen sollen. In Gruppenarbeit wurden die Themen ausgearbeitet. Besonders war hier, dass Frauen und Männer getrennt in Gruppen arbeiteten. Warum? Anscheinend ist es hier doch noch der Fall gewesen, das die Frauen sich den Männern unterordnen bzw. Respekt entgegenbringen (müssen?) und die Arbeit in gemischten Gruppen nur zur Folge hätte, dass die Frauen ihre Meinungen zurückhielten. Insgesamt wurde dann angeregt diskutiert und Luis wertete die Ergebnisse aus. Unsere Arbeit hielt sich also in Grenzen und wir beobachteten mehr und versuchten das ein oder andere Changanawort zu verstehen.
in eine Schüssel passt mehr als in einen Teller, Essen!
An beiden Tagen wurde auch gekocht. Um 11 begann das Kochen und dauerte dann auch bis um 3 bzw. um 4! Wir wunderten uns nur mal wieder über diese langsame Kochkultur. Sicherlich wurde da für 25 Leute gekocht, doch es kochten auch 5 bis 6 Frauen und an sich konnten sie sehr schnell Tomaten schneiden, etc., doch irgendwie zog sich trotzdem der Kochprozess über Stunden hin. Ein Glück bin ich da schon resistent geworden und durch das Mithelfen verging die Zeit auch schneller.
Wahnsinn auf jeden Fall, was für Essensberge gekocht wurden. Bestimmt 25 kg Reis, dazu sicher nochmal 15 kg Xima und sehr viel Fleisch! Dementsprechend aß man dann auch viel, aus seinen zum Teil mitgebrachten Schüsseln und Töpfen. Ein wahres Festmahl! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber alles wurde leer!
Und auch hier kann man ganz leicht wieder ein falsches Bild bekommen: Entweder könnte man glauben, die Leute essen immer so überdimensional viel, oder sie stopfen sich voll, weil es sonst nichts zu essen gibt. Nichts davon ist anscheinend wahr. Zum besonderen Anlass aß man schon mehr als sonst, aber trotzdem stimmt die Tatsache, dass viele Leute hier in Mosambik/in Gaza/in meiner Umgebung ziemlich viel essen und wo es in Deutschland als ungeniert gilt einen überquellenden Teller zu haben, so stört das hier anscheinend niemanden.

In jedem Fall waren diese zwei Tage nochmal ein anderer Teil Mosambiks, den ich kennengelernt habe und doch hat sich mal wieder gezeigt: es ist eine Welt und alles nur Menschen, die im Grunde gar nicht so unterschiedlich sind. Auch hier klingelt das Handy während eines Seminars! 

Ps: Schaut doch mal auf den Blog meiner Projektpartnerin Monja! Sie schreibt über interessante Dinge, die ich zum Teil  (noch) gar nicht veröffentlicht habe :D 

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