Donnerstag, 4. Dezember 2014

Alles nur Kopfsache



 
Man kommt schwer bepackt vom Einkaufen, in beiden Händen unzählige Tüten und dann klingelt das Handy. Puh, umständlich alles abstellen, um es dann nach dem Gespräch wieder aufzunehmen…Wie praktisch wäre  es da noch eine dritte Hand zu haben?! Oder wenn man ganz einfach die Sachen auf seinem Kopf transportieren könnte und so die Hände frei hätte. Ganz easy. So wie es die afrikanischen Frauen (manchmal auch Männer) machen…

Trotzdem ist es erstaunlich, wie Menschen überhaupt auf die Idee gekommen sind Sachen auf dem Kopf zu tragen, ist es doch viel naheliegender die Hände zu nutzen und zudem erfordert es jahrelange Übung. Vielleicht wollte man sich auch nur gegen die Sonne schützen und fing so an Sachen auf dem Kopf zu tragen. Praktisch ist es definitiv und vor allem schwere Lasten lassen sich unproblematischer als mit den Händen transportieren.

Dieses „afrikanische Klischee“ ist in jedem Fall wahr: viele Frauen transportieren hier ihr Gepäck auf dem Kopf. Angefangen von Einkaufstüten und Maissäcken, bis hin zu schweren Wasserkanistern  und großen Holzbündeln wird allesmögliche auf dem Kopf transportiert. Irgendwie haben es die Frauen raus die Sachen genau so zu positionieren, dass der Schwerpunkt auf dem Kopf liegt und nichts herunterfällt. Ich staune immer wieder über die Tragekünste und die Kraft, die es erfordert, teilweise 20 kg schwere Gegenstände nur mit der Kraft des Kopfes bzw. des Halses zu tragen.

Erstaunlicherweise ist der Energieaufwand bis zu einer Last von 20% des Körpergewichts nicht größer, als wenn die afrikanischen Frauen normal ohne extra Last laufen würden (so besagt es eine Studie darüber). Außerdem ist es auch einfacher Schweres zu transportieren. Das Balancieren fällt dann leichter. Wenn man zum Beispiel versucht einen dünnen Spieß auf den Fingern zu balancieren fällt das auch wesentlich schwerer als einen schwereren Stock im Gleichgewicht zu halten.

Gut für die Körperhaltung ist die Tragweise definitiv und so schädlich kann es nicht sein, gibt es doch hier weniger Rückenbeschwerden als in Europa (was nicht zuletzt durch das viele Sitzen in Büros, etc. verursacht wird).

Mein Ziel war es diese ziemlich coole Technik zu lernen. Doch schon vermeintlich perfekte Balanceobjekte fallen beim ersten Schritt herunter. Einmal habe ich probiert eine große Wasserflasche zu balancieren und schon allein wo ich stand gelang es mir nicht sie mehrere Sekunden auf dem Kopf zu halten. Die Freundin mit der ich übte lachte nur, nahm die Wasserflasche und lief in Absatzschuhen im Sand mit der Flasche auf dem Kopf total locker durch die Gegend und tanzte sogar ohne die Flasche zu verlieren.

Mittlerweile bin ich dabei aufzugeben. Anscheinend braucht man jahrelange Übung oder muss als Kind damit anfangen Sachen auf dem Kopf zu tragen. Und wirklich erklären kann es auch niemand, wie man die Balance hält. Es ist eine unterbewusste Aktion, die schon total in Fleisch und Blut übergegangen ist. Genauso als ob man jemandem, der noch nie Fahrrad gefahren ist, erklären will, wie man Fahrrad fährt ohne umzufallen. Man muss einfach die Balance halten und dafür üben, üben, üben. Die afrikanischen Kinder wachsen quasi damit auf und ahmen die Bewegungen der Älteren nach, was sehr wichtig für den Lernprozess ist.

Tja, für mich heißt es Zähne zusammenbeißen, weiter üben, um vielleicht eines Tages erhobenen Hauptes lässig Dinge auf dem Kopf zu transportieren und damit in Deutschland für Erstaunen zu sorgen :p.

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