Man kommt schwer bepackt
vom Einkaufen, in beiden Händen unzählige Tüten und dann klingelt das Handy. Puh,
umständlich alles abstellen, um es dann nach dem Gespräch wieder
aufzunehmen…Wie praktisch wäre es da
noch eine dritte Hand zu haben?! Oder wenn man ganz einfach die Sachen auf
seinem Kopf transportieren könnte und so die Hände frei hätte. Ganz easy. So
wie es die afrikanischen Frauen (manchmal auch Männer) machen…
Trotzdem ist es
erstaunlich, wie Menschen überhaupt auf die Idee gekommen sind Sachen auf dem
Kopf zu tragen, ist es doch viel naheliegender die Hände zu nutzen und zudem
erfordert es jahrelange Übung. Vielleicht wollte man sich auch nur gegen die
Sonne schützen und fing so an Sachen auf dem Kopf zu tragen. Praktisch ist es
definitiv und vor allem schwere Lasten lassen sich unproblematischer als mit
den Händen transportieren.
Dieses „afrikanische
Klischee“ ist in jedem Fall wahr: viele Frauen transportieren hier ihr Gepäck
auf dem Kopf. Angefangen von Einkaufstüten und Maissäcken, bis hin zu schweren
Wasserkanistern und großen Holzbündeln
wird allesmögliche auf dem Kopf transportiert. Irgendwie haben es die Frauen
raus die Sachen genau so zu positionieren, dass der Schwerpunkt auf dem Kopf
liegt und nichts herunterfällt. Ich staune immer wieder über die Tragekünste
und die Kraft, die es erfordert, teilweise 20 kg schwere Gegenstände nur mit der
Kraft des Kopfes bzw. des Halses zu tragen.
Erstaunlicherweise ist
der Energieaufwand bis zu einer Last von 20% des Körpergewichts nicht größer,
als wenn die afrikanischen Frauen normal ohne extra Last laufen würden (so
besagt es eine Studie darüber). Außerdem ist es auch einfacher Schweres zu
transportieren. Das Balancieren fällt dann leichter. Wenn man zum Beispiel
versucht einen dünnen Spieß auf den Fingern zu balancieren fällt das auch
wesentlich schwerer als einen schwereren Stock im Gleichgewicht zu halten.
Gut für die Körperhaltung
ist die Tragweise definitiv und so schädlich kann es nicht sein, gibt es doch
hier weniger Rückenbeschwerden als in Europa (was nicht zuletzt durch das viele
Sitzen in Büros, etc. verursacht wird).
Mein Ziel war es diese
ziemlich coole Technik zu lernen. Doch schon vermeintlich perfekte
Balanceobjekte fallen beim ersten Schritt herunter. Einmal habe ich probiert
eine große Wasserflasche zu balancieren und schon allein wo ich stand gelang es
mir nicht sie mehrere Sekunden auf dem Kopf zu halten. Die Freundin mit der ich
übte lachte nur, nahm die Wasserflasche und lief in Absatzschuhen im Sand mit
der Flasche auf dem Kopf total locker durch die Gegend und tanzte sogar ohne
die Flasche zu verlieren.
Mittlerweile bin ich dabei
aufzugeben. Anscheinend braucht man jahrelange Übung oder muss als Kind damit
anfangen Sachen auf dem Kopf zu tragen. Und wirklich erklären kann es auch
niemand, wie man die Balance hält. Es ist eine unterbewusste Aktion, die schon
total in Fleisch und Blut übergegangen ist. Genauso als ob man jemandem, der
noch nie Fahrrad gefahren ist, erklären will, wie man Fahrrad fährt ohne
umzufallen. Man muss einfach die Balance halten und dafür üben, üben, üben. Die
afrikanischen Kinder wachsen quasi damit auf und ahmen die Bewegungen der
Älteren nach, was sehr wichtig für den Lernprozess ist.
Tja, für mich heißt es
Zähne zusammenbeißen, weiter üben, um vielleicht eines Tages erhobenen Hauptes
lässig Dinge auf dem Kopf zu transportieren und damit in Deutschland für
Erstaunen zu sorgen :p.
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