Bisher habe ich hier recht wenig von meiner Arbeit
geschrieben, was erstaunlich scheinen mag, erwartet man doch von einem
Freiwilligendienst gerade, dass Arbeit (wie der Name schon sagt „der
freiwillige Dienst“) im Vordergrund steht. Mir war natürlich schon vornherein klar,
dass es 1. um viel mehr als Arbeit geht (Kulturverständnis, etc.) und 2. der Sinn
der Arbeit/des Freiwilligendienstes nicht in dieser Tätigkeit allein zu finden
ist.
Denn ganz ehrlich, klar bringe ich Kompetenzen mit, aber
wirkliche Lebens-und Berufserfahrung als 19 Jährige Abiturientin? Eher nicht.
Selbst wenn ich noch so lebens- und berufserfahren wäre, so könnte man selbst
dann nicht von der „Wirksamkeit“ des Dienstes ausgehen. Meiner Meinung nach,
liegt der Sinn dieses Jahres wirklich im interkulturellen Austausch, wie auch
das „weltwärts“ Programm betont. Die klischeehafte Vorstellung, dass da
gutherzige Hilfskräfte aus westlichen Ländern nach Afrika kommen, um den „armen“
Menschen hier zu helfen und das Land zu „entwickeln“ vermittelt einfach ein
falsches Bild. Erstens vergisst man dabei, dass man als Freiwilliger genauso
viel von den Menschen hier lernen kann und vor allem muss, um überhaupt irgendetwas
Sinnvolles tun zu können. Zweitens bestätigt man mit der Ansicht schon wieder
indirekt ein Machtgefälle, eine Überlegenheit Amerikas und Europas gegenüber
den sogenannten Entwicklungsländern. Man kann kein Land „entwickeln“, es ist
ein Prozess der von innen heraus geschieht. Vor allem nützt es nichts Ansichten
anderer Kulturen (der westlichen Kultur) z.B. auf die afrikanischen Kulturen
übertragen zu wollen. Außerdem: Wer misst denn welcher Entwicklungsstand gut
oder schlecht ist? Sind es nicht nur alles subjektive Maßstäbe? Ist nicht auch
das soziale Gefüge/das Zusammenleben in der Gemeinschaft ein Entwicklungsstand?
Oder die „Glücksrate“?
source: http://www.michael-waibel.de/kus/e-pol/karikatur-tw.jpg |
Jetzt bin ich total vom eigentlichen Thema des Artikels
wegen des Philosophierens abgekommen! „WIR sind ACOSADE“. Ja, das ist mir diese
Woche erst mal so richtig bewusst geworden. Wir (also Monja und ich) sind nicht
nur „Angestellte“ sondern tragen wirklich Verantwortung und bestimmen in welche
Richtungen sich die Organisation weiterentwickeln kann. Unsere Ideen sind
willkommen, wir haben bei der Arbeit fast alle erdenkliche Handlungsfreiheit.
Nur fehlt uns zum Teil das Wissen bzw. die Autorität manche Dinge allein zu regeln,
sei es nur eine Nachfrage an den Schuldirektor, ob wir an unser Büro etwas mit
Farbe ranpinseln dürfen. So werden scheinbar banale Angelegenheiten zu Hürden,
die erst nach Wochen überwunden werden können, da wir sie nicht alleine klären
können und Luis, der Chef, andere Dinge zu erledigen hat und wegen eines
Projekts ziemlich oft unterwegs ist. Nichtsdestotrotz: wir sind nicht machtlos,
geben die Sprachkurse (machen immer mehr Spaß, jetzt wo man die Schüler schon
etwas kennt), fangen mit dem Umweltprojekt an (vorbereitendes Treffen mit den
Pastoren, mit denen wir Zwecks „publicity“ kooperieren, Anlegen von kleinen
Beeten). Für ein Projekt u.a. zur
Verbesserung der Bedingungen im Krankenhaus in Chicumbane werden wir
anscheinend ACOSADE vertreten, wir als Freiwillige haben Verantwortung und
werden mithilfe einer anderen Organisation (N´weti) gemeinsam Schritte
erarbeiten, um die Bedingungen im „hospital“ weiter zu verbessern.
Freiwillige/r sein heißt für mich also viel mehr als nur
uneigennützig arbeiten! Eigeninitiative ist sehr wichtig und die Rolle als „Hilfskraft“
wird bei mir gerade verwischt-das fühlt sich echt gut an! Ich möchte wirklich
ACOSADE „leben“, nicht nur dafür arbeiten.
Oder was ist mit euch? Arbeitet ihr „nur“ für eure
Firma/Arbeitgeber oder steht ihr wirklich zu 100% hinter eurer Arbeit und deren
Idee und kämpft für sie, als ob es Teil von euch selbst wäre???
Wirklich ein toller Blogeintrag und ich finde es toll, dass du deine Arbeit bzw deine Aufgabe so siehst und dich so reinhängst! Mir fehlt dieser Eigenanteil und das Verantwortung tragen hier in Irland leider ein bisschen, weil ich zum Beispiel eben nicht hinter den Erziehungsmethoden stehe und halt auch nicht dafür da bin, die Kinder zu erziehen... Aber das ist eben der Unterschied zu einem Freiwilligendienst.
AntwortenLöschenIch wünsche dir noch viel Spaß und eine tolle Zeit und warte nur ab, irgendwann könnt ihr alle Probleme mit links lösen. =)