Donnerstag, 23. Oktober 2014

Gedanken über den Freiwilligendienst + WIR sind ACOSADE!

Bisher habe ich hier recht wenig von meiner Arbeit geschrieben, was erstaunlich scheinen mag, erwartet man doch von einem Freiwilligendienst gerade, dass Arbeit (wie der Name schon sagt „der freiwillige Dienst“) im Vordergrund steht. Mir war natürlich schon vornherein klar, dass es 1. um viel mehr als Arbeit geht (Kulturverständnis, etc.) und 2. der Sinn der Arbeit/des Freiwilligendienstes nicht in dieser Tätigkeit allein zu finden ist.
Denn ganz ehrlich, klar bringe ich Kompetenzen mit, aber wirkliche Lebens-und Berufserfahrung als 19 Jährige Abiturientin? Eher nicht. Selbst wenn ich noch so lebens- und berufserfahren wäre, so könnte man selbst dann nicht von der „Wirksamkeit“ des Dienstes ausgehen. Meiner Meinung nach, liegt der Sinn dieses Jahres wirklich im interkulturellen Austausch, wie auch das „weltwärts“ Programm betont. Die klischeehafte Vorstellung, dass da gutherzige Hilfskräfte aus westlichen Ländern nach Afrika kommen, um den „armen“ Menschen hier zu helfen und das Land zu „entwickeln“ vermittelt einfach ein falsches Bild. Erstens vergisst man dabei, dass man als Freiwilliger genauso viel von den Menschen hier lernen kann und vor allem muss, um überhaupt irgendetwas Sinnvolles tun zu können. Zweitens bestätigt man mit der Ansicht schon wieder indirekt ein Machtgefälle, eine Überlegenheit Amerikas und Europas gegenüber den sogenannten Entwicklungsländern. Man kann kein Land „entwickeln“, es ist ein Prozess der von innen heraus geschieht. Vor allem nützt es nichts Ansichten anderer Kulturen (der westlichen Kultur) z.B. auf die afrikanischen Kulturen übertragen zu wollen. Außerdem: Wer misst denn welcher Entwicklungsstand gut oder schlecht ist? Sind es nicht nur alles subjektive Maßstäbe? Ist nicht auch das soziale Gefüge/das Zusammenleben in der Gemeinschaft ein Entwicklungsstand? Oder die „Glücksrate“?
source: http://www.michael-waibel.de/kus/e-pol/karikatur-tw.jpg
Deswegen bin ich auch sehr froh, dass ich hier in einer mosambikanischen Organisation arbeite. Sicherlich könnte meine Arbeit auch von einem Mosambikaner verrichtet werden, Sprachkurse geben usw. (was nicht heißt das ich jemandem den Arbeitsplatz wegnehme! Schließlich könnte jeder mitarbeiten und ich bekomme auch kein Gehalt von ACOSADE). Doch genau das ist der Punkt: die Arbeit ist (zumindest bei „weltwärts“, so definiere ich das für mich) nicht der springende Punkt dieses Freiwilligendienstes. Vielmehr geht es darum unterschiedliche Kulturen zu verknüpfen, sich auszutauschen, voneinander zu lernen, Klischees abzubauen und so vielleicht einen winzigen Beitrag zu einer toleranteren und besseren Welt beizutragen. „Weltwärts“ Kritik oder allgemein Freiwilligendienstkritik ist also durchaus berechtigt, doch dabei sollte man nicht zu pessimistisch denken und auch die vielen positiven Aspekte sehen.
Jetzt bin ich total vom eigentlichen Thema des Artikels wegen des Philosophierens abgekommen! „WIR sind ACOSADE“. Ja, das ist mir diese Woche erst mal so richtig bewusst geworden. Wir (also Monja und ich) sind nicht nur „Angestellte“ sondern tragen wirklich Verantwortung und bestimmen in welche Richtungen sich die Organisation weiterentwickeln kann. Unsere Ideen sind willkommen, wir haben bei der Arbeit fast alle erdenkliche Handlungsfreiheit. Nur fehlt uns zum Teil das Wissen bzw. die Autorität manche Dinge allein zu regeln, sei es nur eine Nachfrage an den Schuldirektor, ob wir an unser Büro etwas mit Farbe ranpinseln dürfen. So werden scheinbar banale Angelegenheiten zu Hürden, die erst nach Wochen überwunden werden können, da wir sie nicht alleine klären können und Luis, der Chef, andere Dinge zu erledigen hat und wegen eines Projekts ziemlich oft unterwegs ist. Nichtsdestotrotz: wir sind nicht machtlos, geben die Sprachkurse (machen immer mehr Spaß, jetzt wo man die Schüler schon etwas kennt), fangen mit dem Umweltprojekt an (vorbereitendes Treffen mit den Pastoren, mit denen wir Zwecks „publicity“ kooperieren, Anlegen von kleinen Beeten). Für ein Projekt u.a. zur  Verbesserung der Bedingungen im Krankenhaus in Chicumbane werden wir anscheinend ACOSADE vertreten, wir als Freiwillige haben Verantwortung und werden mithilfe einer anderen Organisation (N´weti) gemeinsam Schritte erarbeiten, um die Bedingungen im „hospital“ weiter zu verbessern.
Freiwillige/r sein heißt für mich also viel mehr als nur uneigennützig arbeiten! Eigeninitiative ist sehr wichtig und die Rolle als „Hilfskraft“ wird bei mir gerade verwischt-das fühlt sich echt gut an! Ich möchte wirklich ACOSADE „leben“, nicht nur dafür arbeiten.

Oder was ist mit euch? Arbeitet ihr „nur“ für eure Firma/Arbeitgeber oder steht ihr wirklich zu 100% hinter eurer Arbeit und deren Idee und kämpft für sie, als ob es Teil von euch selbst wäre???

1 Kommentar:

  1. Wirklich ein toller Blogeintrag und ich finde es toll, dass du deine Arbeit bzw deine Aufgabe so siehst und dich so reinhängst! Mir fehlt dieser Eigenanteil und das Verantwortung tragen hier in Irland leider ein bisschen, weil ich zum Beispiel eben nicht hinter den Erziehungsmethoden stehe und halt auch nicht dafür da bin, die Kinder zu erziehen... Aber das ist eben der Unterschied zu einem Freiwilligendienst.
    Ich wünsche dir noch viel Spaß und eine tolle Zeit und warte nur ab, irgendwann könnt ihr alle Probleme mit links lösen. =)

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