Montag, 13. Oktober 2014

Kaum zu Glauben-harte Zeiten als Atheist

Diskussionen über Religion sind immer wieder sehr interessant, oft voller Emotion auf beiden Seiten und zum Teil auch erheiternd. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie es überhaupt als eine Religion (ich meine hier mit Religion das Christentum) bezeichnet werden kann, glaubt doch jeder etwas anderes, teilweise gegensätzliches und am Ende beten alle bzw. gehen in die Kirche. Für mich vorallem verwunderlich: Einerseits meinen viele Gott sei keine Person, sondern eher in allen Dingen, doch warum bitteschön braucht es dann einen Namen, warum betet man an eine Person und nicht einfach „für die Dinge“, wenn ihr versteht was ich meine. Für mich, als Atheist, scheint diese ganze Religionssache doch eher nur eine Art Selbstinkarnation zu sein. Wenn man fest genug an etwas glaubt, sich etwas lange genug einredet, dann wirkt es auch. Das ist Psychologie, keine Religion. Und das ist auch nur meine Sicht, also bitte fühlt euch als Gläubige nicht angegriffen.
Glück kann man auch ohne Glauben finden....
Apropo. Angegriffen. Meinem Eindruck nach sind in meiner Umgebung hier fast alle gläubig (nur ein Eindruck, und in anderen Teilen Mosambiks vielleicht ganz anders!) und die Kirche spielt eine sehr große Rolle. Ofiziell sind in Mosambik ca. 46 % der Menschen christlich. Der Islam, noch wenig stark, doch mit wachsender Tendenz (in Maputo fallen einem einige Moscheen ins Auge und täglich schallt der Ruf des Muezins). Zurück zum eigentlichen Punkt; angegriffen: Stellt man uns die „Gretchenfrage“ ist das für Monja kein Problem, doch ich als Ungläubige werde komisch angeguckt. „Was, du betest nicht?! Warum? Das ist doch wichtig!.“. Manche lachen sogar darüber, als würde ich erzähen ich glaube noch an den Weihnachtsman…Tja, Religion soll man akzeptieren, okay. Aber genauso bitte auch Atheismus. Der Glaube schwingt oft also alltäglich mit, angefangen zum Kirchenbesuch, bis zum Gebet für unsere sichere Heimreise nach Chicumbane oder meine Gesundheit, oder wie gestern als Luis anlässlich der Kirchenkleidung eine Feier bei sich hatte, zu der wir eingeladen waren und die erstaunlich wenig kirchlich geprägt war. Es wurde wie bei einer normalen Feier gelacht, getrunken, getanzt.
So kam es aufgrund dieser Religionsomnipräsenz, das ich schon wieder in einer Kirche war. Diesmal war es aber ein Konzert (natürlich auch religiöse Lieder). Der Besuch offenbarte auch mal wieder, wie stereotypisch man denkt: Kirche?  Ja klar, ein Gebäude, typische Form, mit Turm und oben drauf noch ein Kreuz, innen Bänke, Orgel, Altar. Nicht unbedingt! Letztendlich heißt es nur, das es ein Gebetsort ist. So entpuppte sich die Kirche in Maputo, als ehemalige Garage, in der eine Bühne, Dekoration und Plastikstühle aufgebaut waren. Dank großer Lautsprecher erschallte die Garage/Kirche dann auch ziemlich laut. Die Musik war gut, sehr gut! Mitreißend sang ein Mädchenchor. Doch nicht so „brav“ und klassisch, sondern mit voller Gospelinbrunst. Das Publikum sang mit, klatschte, tanzte. Immer wieder Rufe „Jesus“, „Yes“, „Oh God“. Passion. „Oh Raise me up!...“. Eine Frau springt auf (die kenne ich doch, es ist Amelia! :D), die Arme auseinander gestreckt, sie schreit voller Hingabe, weint…hinter mir ein Mann, er wirft sich auf den Boden. Oh Jesus! Der Gottesdienst und der Glaube hier werden hier auf jeden Fall locker und voller Emotion ausgelebt. Es geht definitiv „lustiger“ als in deutschen Kirchen zu. Aber auch hier gilt; jede Kirche ist anders.
Fazit: Manchmal nervt mich dieser omnipräsente Glaube und die Rechtfertigungen, die ich geben muss, doch ich muss zugeben: die Gottesdienste, von der Art her, sind ganz gut und allgemein ist es doch auch irgendwie interessant.


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