Mittwoch, 10. September 2014

Jetzt wird’s kriminell: Illegal in Afrika

Ja, es stimmt. Ich bin nun offiziell illegal in Mosambik. Ohne gültiger Aufenthaltsgenehmigung. Ich dürfte so gar nicht im Land sein, fühle mich fast schon wie ein krimineller Flüchtling, der ein Versteck weit weg von seiner Heimat sucht. Derweil möchte ich doch nur ein Jahr hier für meinen Freiwilligendienst bleiben!
Kann es denn so schwer sein ein Visum zu bekommen? Oh ja, schwerer als schwer! Letzte Woche begann „Der Prozess“ (das Ganze Bürokratiegehabe in dieser mysteriösen Behörde wirkt auf mich doch sehr kafkaesk; undurchschaubar, sinnlos, und vor allem bin ich diesem ausgeliefert). Mit Luis wollten Monja und ich das DIRE, das Aufenthaltsvisa für ein Jahr beantragen, was sage und schreibe 19800 Meticais d.h. fast 500 Euro kostet!!! Teuer heißt aber auch hier nicht gut, obwohl man das doch bei diesem monströsen Betrag erwarten sollte. Angeblich kann es uns nicht ausgestellt werden, da ein Dokument von einer mosambikanischen Behörde fehlt.
Nachdem wir also letzte Woche zweimal bei der migracao waren-erfolglos-mussten wir Zwecks der Verlängerung des 30 Tage Visums, was diese Woche ausgelaufen ist, zurückkehren. Gestern war dann der Chef der Behörde nicht da, wie die klischeehaft wichtigtuende Büromatrone (im Dienste des Staates und zum Wohle des Bürgers-natürlich!), blitzschnell nach 10 Minuten merkte. „Jede Behörde hat ihre Arbeitsweisen“, so frei darf ich diese Frau mal zitieren. Das ist schon wahr, aber wahrscheinlich wollte sie damit die Strukturiertheit ihrer Behörde unterstreichen, und nicht über die sehr perfiden und abstrusen „Arbeitsweisen“ sprechen, die hier angewandt werden, wo sich fünf Angestellte über ein Dokument beugen, um es zu begutachten, oder die Sekretärin permanent an ihrem Handy herumspielt-Entschuldigung, arbeitet!
Wie man sich schon denken kann; auch der heutige Besuch verlief erfolglos. Nur jetzt wird es problematisch: unser Visum ist abgelaufen und wir sind nun sozusagen illegal hier. Daher müssen wir schnellstens nach Maputo fahren, wo wir dann morgen hoffentlich das verlängerte Visum bekommen werden.
Ich kann nun wirklich mit Flüchtlingen, die einfach nur legal in einem Land leben möchten, arbeiten wollen und einfach alles dafür geben würden, mitfühlen. Es wird einem so schwer gemacht und das ohne rationalen Grund!
Oder vielleicht gibt es da doch einen Grund: Geldgier! Long live the corruption! Möglicherweise würden wir mit Bestechung am Ende billiger kommen (rechnet man die Strafgelder, Chapafahrten, verlorene Zeit, etc. ein) und hätten wesentlich weniger Stress, doch das Letzte was man tun darf ist nachgeben und diesem Korruptionsmonster fressen zu zuwerfen. Sonst wird es immer gieriger und gieriger, die Antragssteller mehr und mehr schikaniert. Korruption ist in keiner Form eine Lösung auf langfristige Sicht!


Fazit bisher: Nicht aufregen, ich kann´s eh nicht ändern. Geduld bewahren und trotzdem glücklich sein. Am Ende gilt doch: keine Erfahrung ist je vergebens

1 Kommentar:

  1. Hey Ines, das klingt ja wirklich nach Kafka! Wenn er noch nicht tot wäre, würde er sicher ein Buch darüber schreiben und die armen Schüler müssten sich dann sinnlose Interpretationen darüber aus den Fingern saugen...
    Ich hoffe, dass die Geschichte keinen kafkaesken Ausgang nimmt, sondern einen guten ;)
    Herzliche Grüße aus Hamburg
    Luisa

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