Samstag, 16. August 2014

Angekommen aber noch nicht angenommen

Mittlerweile wohnen Monja und ich allein in unserem Haus, da die vorherigen Freiwilligen ausgezogen sind. Gerade sitze ich im "Wohnzimmer" und es regnet das zweite Mal seitdem ich hier bin.
Von der großen Straße EN1 die Mosambik einmal quer von Nord nach Süd durchzieht, braucht man ca. 20-30 Minuten zu Fuß (je nachdem ob man in deutscher Manier zügig läuft, oder total gemächlich wie die Meisten hier langschlendert).
Unser Haus ist aus Stein und noch aus der Kolonialzeit. Leider steht es zudem noch etwas separiert und es grenzen außer dem Grundstück der Familie des Chefs von ACOSADE keine Grundstücke anderer Familien an. Ein klassisches Grundstück hier ist ggf. durch ein paar Hecken begrenzt und darauf wohnt dann oftmals die ganze Familie. Neben dem Haupthaus gibt es kleinere Häuschen, die sogenannten dependencias. Manche Familien haben auch noch einen Hühnerstall oder bauen etwas an. Oft liegen die kleinen Felder, die machambas, aber etwas vom Haus entfernt, wo die Frauen tagsüber arbeiten und Mais, Maniok, Zwiebeln, Tomaten, und viel mehr anbauen. Dabei wird eigentlich alles von Hand bearbeitet.
Nun aber zurück zum eigentlichen Thema, dem Haus:
In einer Hälfte wohnen wir, in der anderen wohnt ein Großmütterchen (spricht nur changana, die einheimische Sprache, die ich auch voll gern lernen will, aber ziemlich anders/schwer ist)  und noch eine Studentin der Krankenschwesterschule (die haben wir aber noch gar nicht gesehen).
Jeder von uns hat ein Zimmer. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, habe ich mir zwei Matratzen übereinander gelegt, da beide schon ziemlich durchgelegen sind. Daher wollen wir uns auch neue kaufen. Über der Schlafstätte hängt ein großes Moskitonetz.
Neben einem weiteren Zimmer, ist da noch der große Raum in der Mitte des Hauses, in dem auch der Esstisch steht und in dem wir uns meistens aufhalten.
Da wir keinen Kühlschrank haben können wir Verderbliches nur frisch kaufen, was Dank der vielen kleinen Läden sehr einfach ist bzw. essen wir sowieso fast nur Dinge, die nicht kühl gelagert werden müssen. Heute haben wir z.B. auf dem Markt Maniok, Bohnen, Reis, Kartoffeln und Mandarinen eingekauft. Der Joghurt aus dem Supermarkt wird dann gleich heute Abend gegessen. Keinen Kühlschrank zu haben, hat also auch einen großen Vorteil: man ernährt sich viel gesünder und frischer!
Auch das wir im Bad kein fließend Wasser haben ist in Ordnung. Wir holen es einfach aus dem Wasserhahn vor dem Haus und duschen uns, indem wir uns  mit Wasser aus einem kleinen Eimerchen übergießen.
Eine Küche haben wir sogar auch: mit Gasherd und allem drum und dran.
Vielleicht denkt ihr jetzt : wow, so ein schlechter Standard, aber ganz ehrlich: schlechter lebt man deswegen nicht! Vielleicht ist es weniger komfortabel, aber keinesfalls lebenseinschneidend. Es ist eine Sache der Gewohnheit und eine Chance sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die Dinge mehr zu schätzen.
Die Menschen hier sind Beweis dafür genug, das Glück nicht von Standards abhängt: viele erlebe ich hier als sehr freundlich und es wird viel gelacht.
Manchmal auch über uns. Das ist unangenehm, aber hat keinen gehässigen Hintergrund meine ich.
Ein Beispiel: Wir gehen durch Chicumbane und fallen natürlich auf (man hielt uns schon für Chinesen!). Die Menschen sind neugierig und begrüßen einen, was sehr schön ist. Antwortet man, so erzeugt das vor allem bei Kindern oder Jugendlichen zum Teil ziemlich heftige Lachanfälle, kaum ist man vorbei gegangen. Verübeln kann man es ihnen eigentlich nicht: ich meine es ist schon komisch, wenn da plötzlich zwei Weiße durchs Dorf gehen und dann sogar noch auf Portugiesisch (mit nettem Akzent :p) antworten. Lachen ist aber besser als tuscheln hinter vorgehaltener Hand, wie man es wohl in Deutschland eher antreffen würde.
Diese Situationen sind immer etwas unangenehm, aber zeigt auch, das uns die Leute kennenlernen wollen. Wir haben die Chance Vorurteile abzubauen und hoffentlich zu zeigen, das wir alle-ob schwarz oder weiß-einfach nur Menschen sind, und im Grunde gleich sind.

Ps: Wenn ihr noch Fragen habt wie ich wohne, etc. schreibt doch einfach einen Kommentar! Für mich ist das zum Teil irgendwie schon so selbstverständlich, das ich bestimmt einiges vergessen habe.
mein Zimmer

der Herd


Wohnzimmer

der "Kühlschrank"

Bad

im Hintergrund; die "Dusche"

hinten: Kompost, vorne: Waschtrog

der Eingang, top gesichert 



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