Freitag, 22. August 2014

Im Land wo Kokosnüsse und Mangos vom Himmel fallen

Masala
Es war einmal ein achtzehnjähriges Mädchen, das nahm den weiten Weg nach Mosambik auf sich. Das Mädchen liebte Schokolade sehr und Nutella aß sie für ihr Leben gern. Auch Nudeln-aber bitte mit einem Berg voll Käse-schmeckten ihr außerordentlich gut.
Ohne sich viel Gedanken über das Essen im so fernen Land in Afrika zu machen, verließ sie unbescholten-ohne ein Stück Schokolade in der Tasche-ihre Heimat.

Oh Weh! Oh Weh! Schon bald plagte sie die Sehnsucht nach Schokolade und all den Leckereien aus der Heimat. Essen, was sie sonst nur passiv in sich reingefuttert hatte, vermisste sie nun sehnlichst. Ach, wie lecker die Haferflocken zum Frühstück, der Käse, die Wurst, der Joghurt, der Saft und natürlich die Schokolade. Hatte sie doch all das im Überfluss für wenig Geld kaufen können!
Aber es war nicht so, dass sie über der Sehnsucht nach europäischer Küche das mosambikanische Essen nicht mochte. Im Gegenteil; ganz neue geschmackliche Perspektiven boten sich ihr. Unzählige exotische Früchte warteten nur darauf von ihr entdeckt zu werden, die von unzähligen Frauen mit traditionellen capulana-Tüchern um der Hüfte, an unzähligen Orten an Straßen und in kleinen Lädchen verkauft wurden. In diesem Paradies der Früchte da gab es rote, saftige Tomaten, frische Orangen, riesige Ananas, knackige Paprika, Bananen, Salat, aber auch für sie fremde Früchte wie Masala, eine grün-gelbliche runde Frucht, die beim Herunterfallen auf den Boden in zwei perfekte Hälften zerfällt, um ihre inneren Kostbarkeiten zu offenbaren; ein Fruchtfleisch mit dem zitrusartigem Geschmack zwischen Banane und Apfel. Sie kam in den Genuss von riesigen Garnelen, von einem äußerst schmackhaften Wurzelgewächs namens Maniok und von köstlichen Bohnen mit Xima, einer Art festem Grießbrei aus Maismehl.
Mit großen Augen sog sie all die farbigen Eindrücke auf dem Markt in der Stadt ein. Selbst als sie in einer Chapa saß, boten Händler ihre Waren an jeder Haltestelle feil und immer wieder Frauen, die schwere Eimer auf ihren Köpfen balancierten, als ob es das Leichteste auf der Welt wäre.
Doch auch Lebensmittelhäuser, die den selbstglorifizierenden Namen Supermarkt (weil sie so unfassbar suuuuper sind ?) trugen und die es auch in ihrer Heimat gab, stellten Waren aus aller Herrenwelt zur Schau. In ihrer Art unterschieden sie sich jedoch ein Fünkchen von den heimatlichen Lebensmittelhorten: Verboten war es all denen, welche große Taschen bei sich trugen einzutreten. Erst mussten sie die Tragegestelle in einem Aufbewahrungsraum abgeben. Auch denen, die mit vollen Beuteln den Markt verließen, war es nicht gestattet flinken Fußes das Haus zu verlassen.  Denn erst mussten sie ihre Einkäufe unter Vorlage des Kassenbons von Wächtern auf Legitimität prüfen lassen, auch wenn diese ihre Arbeit nur liederlich taten.
Die Regale aber waren gefüllt mit klassischen Waren- jedoch nur auf den ersten Blick, wie sie feststellte. Vergeblich suchte sie Schokolade, die sie in kleinen, sehr teuren Packungen schließlich fand. Auch Joghurt sprengte mit exorbitanten Preisen das Regal und Käse gab es kaum und wenn dann auch nur sehr teuer oder in riesigen Abpackungen. Ursächlich für den hohen Erwerbswert war die Herkunft der abgepackten Produkte, die fast gänzlich importiert wurden, so sagte man ihr.
So ging sie denn in ihr neues zu Hause, vorbei an hohen Palmen, mit schweren Tüten voller Obst und einem Becherchen Joghurt, ja sogar mit Saft und Keksen, zurück über die sandigen Wege des mosambikanischen Dorfes.
Und als sie in den Schrank blickte, da fand sie eine Flasche Rum und genehmigte sich zum Abschluss des Tages ein kleines Gläschen, des braunen Getränks. 

Und also war sie glücklich. 

1 Kommentar:

  1. Und ich hab mir vorhin eine halbe Packung Kinderriegel reingemampft; das Leben ist manchmal echt hart...
    Aber es ist schön zu lesen, dass die landestypischen Früchte verzehrt werden und die Märkte nicht von übersubventionierten EU-Produkten zerfressen werden, wie das in anderen Gebieten der Fall sein soll.
    Lass dir den Rum schmecken (ich halte mich da lieber an andere Getränke).
    Liebe Grüße
    Felix :)

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